Rofo 2009; 181 - VO318_6
DOI: 10.1055/s-0029-1221511

Klinische MR-Mammographie: Sollten prämenopausale Frauen wirklich nur in der 2. Zykluswoche untersucht werden?

PA Baltzer 1, M Dietzel 1, T Vag 1, AB Herzog 1, SO Pfleiderer 1, WA Kaiser 1
  • 1Friedrich Schiller Universität Jena, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Jena

Ziele: Hormonelle Stimulation des Drüsenparenchyms kann durch gesteigerte Proliferationsaktivität zu symmetrischen Anreicherungen in der MR-Mammographie (MRM) führen. Dies wird als Beeinträchtigung der MRM aufgefasst. Diese Studie wurde durchgeführt, um in der klinischen Routine

  • die Frequenz proliferativer Hintergrundanreicherungen in postmenopausalen sowie prämenopausalen Patientinnen zu verschiedenen Zyklusphasen (ZP) zu vergleichen,

  • einen möglichen Einfluss der ZP auf die radiologische Beurteilung zu verifizieren.

Methode: 225 Patienten mit histologisch verifizierten Herdbefunden aus einem Zeitraum von 19 Monaten mit vollständigen anamnestischen Angaben hinsichtlich ZP bzw. postmenopausalem Zustand wurden in die Studie eingeschlossen. Ausschlusskriterium waren externe Hormonzufuhr sowie BIRADS VI Befunde. Die Untersuchung fand unter standardisierten Bedingungen statt (1,5T; 0,1 mmol Gd-DTPA/kgKG), die Beurteilung erfolgte durch zwei in der MRM erfahrene Radiologen im Konsensus. Die prospektive Analyse wurde als Blindstudie durchgeführt. Neben der Herdklassifikation gemäß MR BIRADS Lexikon wurde das Vorhandensein von proliferativen Anreicherungen (ordinale Skala 0–2) beschrieben. Diagnostische Genauigkeit der MRM wurde mit proliferativen Veränderungen, ZP bzw. postmenopausalem Zustand korreliert. Ergebnis: 141 maligne und 84 benigne Läsionen wurden pathologisch identifiziert. Proliferative Veränderungen waren signifikant häufiger in prämenopausalen (p<0,001) verglichen mit postmeopausalen Frauen. Prämenopausale Frauen zeigten keinen Unterschied im Auftreten proliferativer Anreicherungen in verschiedenen ZP. Keine signifikanten Unterschiede wurden hinsichtlich korrekter Herdklassifizierung und ZP bzw. postmenopausalem Zustand entdeckt (p>0,142). Schlussfolgerung: Der Einfluss endogener Hormone in prämenopausalen Patientinnen führt unabhängig von der ZP zu vermehrten Anreicherungen des Drüsenparenchyms. Diese haben nach den vorliegenden Ergebnissen keinen Einfluss auf die diagnostische Genauigkeit der MRM.

Korrespondierender Autor: Baltzer PA

Friedrich Schiller Universität Jena, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Erlanger Allee 101, 07740 Jena

E-Mail: pascal.baltzer@med.uni-jena.de