Rofo 2009; 181 - VO228_3
DOI: 10.1055/s-0029-1221425

Ist Infraschall hörbar? – Eine fMRT-Studie

E Dommes 1, HC Bauknecht 2, G Scholz 3, Y Rothemund 4, J Hensel 5, R Klingebiel 2
  • 1Charite Universitätmedizin Berlin, Neuroradiologie, Berlin
  • 2Radiologie/Charite, Neuroradiologie, Berlin
  • 3Radiologie/Charite, HNO-Klinik, Berlin
  • 4Radiologie/Charite, Psychosomatik, Berlin
  • 5Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Audiologische Forschung, Braunschweig

Ziele: Infraschall (<20Hz) entsteht durch natürliche und künstliche Quellen (Industrie-/Windkraftanlagen) und wird als mögliche Ursache der Multisystemerkrankung „Vibroacoustic Disease“ (VAD) angesehen. Eine Infraschall-induzierte Aktivierung des auditorischen Cortex wurde bisher nicht nachgewiesen. Methode: Neunzehn Probandinnen (Alter 21–64J.) wurden nach HNO-ärztlichem Ausschluss (Audiometrie) auditorischer Vorerkrankungen einem BOLD-fMRT (Epi) und einer 3D T1w GE Messung (MP-RAGE) in einem 1,5 T Scanner (Siemens, Magnetom Vision) unterzogen. Hierzu erfolgte eine akustische Stimulation durch Reintöne (500/48/12Hz), die nach Verstärkung und Tiefpassfilterung über ein Schlauchsystem zwecks monauraler Stimulation eingespielt wurden. Nach Datenauswertung mittels BrainVoyager QX wurden die funktionellen und anatomischen MRT-Daten fusioniert. Ergebnis: Daten von 12/19 Probandinnen konnten in eine GLM-Multistudie integriert werden, bei 7/19 Probandinnen führten Bewegungsartefakte zum Ausschluss von weiteren Auswertungen. Signifikante Aktivierungen infolge Infraschallexposition (12Hz Reintöne) konnten in Anteilen des Gyrus temporalis transversus und assoziierten Arealen bei 12/12 der Probandinnen mit auswertbaren funktionellen MRT-Studien nachgewiesen werden (p<0,01). Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine Aktivierung des auditorischen Cortex durch Infraschallexposition möglich ist. Die Bedeutung dieser Ergebnisse für das Verständnis der VAD-Pathogenese sollte in weiteren Studien an entsprechenden Patientenkollektiven evaluiert werden.

Korrespondierender Autor: Dommes E

Charite Universitätmedizin Berlin, Neuroradiologie, Schumannstr.20/21, 10117 Berlin

E-Mail: esther.dommes@charite.de