Rofo 2009; 181 - WS108_2
DOI: 10.1055/s-0029-1221175

Entzündliche Erkrankungen des Urogenitaltraktes

LD Berthold 1
  • 1Klinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, Kinderradiologie, Gießen

Genitaltrakt: Erregerbedingte entzündliche Erkrankungen der Genitalorgane bei Kindern sind eher selten, beispielsweise ist eine im Erwachsenenalter häufigere Adnexitis eine Ausnahme. Lediglich bei der Orchitis und Nebenhodenentzündung hat die pädiatrische Radiologie einige Bedeutung.

Dagegen ist der Harntrakt das am häufigsten von bakteriellen Infektionen betroffene Organsystem der Kinder. Im Laufe der Kindheit erleiden 5% aller Mädchen und 1% aller Knaben eine Harnwegsinfektion. Der klinisch symptomatische Harnwegsinfekt (HWI) wird in den unteren (Zystisits) und den oberen HWI (Pyelonephritis) eingeteilt.

Die Aufgabe der Bildgebung besteht in der Darstellung der inflammatorischen Veränderungen der Nieren und Harnwege, zum Beispiel des Ödems oder der Wandveränderungen des ableitenden Harntraktes, bei unbehandelten Fällen Darstellung der Abszedierung, in späten Stadien der Narbenbildung im Nierenparenchym. Nichtbakterielle entzündliche Erkrankungen, vor allem die Glomerulonephritiden sind in Einzelfällen durch eine Vergrößerung der Nieren erkennbar. Zur Steuerung von Punktionen ist eine Bildgebung relevant.

Die zweite wichtige Aufgabe der Bildgebung besteht in der Diagnose von Zuständen, die zu HWI prädestinieren, insbesondere des vesikoureteralen Refluxes und der obstruktiven Uropathien. Es muss möglich sein, aus der Fülle von Erkrankten diejenigen ausfindig zu machen, die komplizierte HWI erleiden und bei denen Anomalien bestehen, die bis zur Entwicklung einer Niereninsuffizienz führen können.

Als Methoden der Bildgebung kommen Sonographie und Miktionsurographie zum Einsatz. Selten sind Pyelographien erforderlich, sehr selten müssen CT-Untersuchungen durchgeführt werden. Die MRT kann über Morphologie und Funktion Aussagen treffen, nach dem derzeitigen Stand ist aber die Nierenscintigraphie immer noch eine adäquate Methode der bildgebenden Diagnostik.

Lernziele:

Bildgebende Diagnostik bei HWI im Kindesalter zu indizieren und die Befunde zu interpretieren

Korrespondierender Autor: Berthold LD

Klinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, Kinderradiologie, Feulgenstr. 12, 35392 Gießen

E-Mail: lars.d.berthold@radiol.med.uni-giessen.de