Das Prostatakarzinom (PCA) gehört zu den häufigsten tödlich verlaufenden Tumorerkrankungen des Mannes in den westlichen Ländern. In Deutschland beträgt die Inzidenz rund 30.000 pro Jahr. Für die Früherkennung spielen PET und CT keine Rolle. Das gleiche gilt zumindest für die PET für das Primärstaging. PET bzw. PET/CT werden aber in der Rezidivfrüherkennung und in der Ausbreitungsdiagnostik eingesetzt. Grundsätzlich stehen verschiedene Tracer für die Diagnostik des Prostatakarzinoms zur Verfügung. Die Sensitivität der verbreiteten [18-F]FDG ist im allgemeinen mit der Proliferation eines Malignoms korreliert. Damit ist dieser Tracer für die Ausbreitungsdiagnostik bei fortgeschrittenem Prostatakarzinom geeignet. In diesem Fall kann die FDG-PET auch erfolgreich für die Überprüfung des Therapieansprechens eingesetzt werden. Allerdings werden entsprechende Indikationen derzeit in Deutschland selten gestellt.
Von besonderem Interesse ist die Früherkennung eines Lokalrezidivs des Prostatakarzinoms bzw. von lokoregionären Metastasen. Hier hat sich Cholin markiert mit 11-C oder 18-F bewährt. Die beiden Tracer unterschieden sich in verschiedenen Eigenschaften. Die Halbwertszeit von 11-C beträgt lediglich 20 Minuten. Damit kann 11-C Cholin praktisch nur in PET-Zentren eingesetzt werden. 11-C wird praktisch nicht renal ausgeschieden, so dass es zu keiner störenden Harnblasenaktivität kommt. Auch können wegen der kürzeren Halbwertszeit höhere Aktivitäten eingesetzt werden. Allerdings kommt es bereits während der Untersuchung zu einer erheblichen Aktivitätsabnahme, was bei der Protokollgestaltung berücksichtigt werden muss. 18-Cholin erlaubt eine längere Untersuchung einschließlich Spätaufnahmen. Allerdings kommt es hier zu störender Blasenaktivität, was wiederum geeignete Untersuchungsprotokolle erfordert. Nach dem heutigen Kenntnisstand gelten beide Tracer als im Ergebnis vergleichbar.
Cholin zeigt insbesondere intestinal unspezifische Anreicherungen. Daher ist für diesen Tracer PET und CT von hohem Wert. Die Identifizierung der anatomischen Struktur, die einer Cholin-Akkumulation zugrunde liegt, steigert die Spezifität deutlich und auch die Sensitivität profitiert. Da es naturgemäß bei der Frühdiagnostik um kleine Läsionen geht, ist häufig mit negativen CT-Befunden zu rechnen, und die intrinsische Koregistrierung des PET/CT ist eine conditio sine qua non für eine zuverlässige Bildüberlagerung.
Die Sensititvität für den Nachweis eines Rezidivs hängt erwartungsgemäß von der Höhe des PSA-Serumspiegels ab. Eine größere Zahl von Studien haben sich mit dieser Frage beschäftigt. Deren Ergebnisse kann man grob zusammenfassen. Die Sensitivität bei PSA-Serumspiegel über 2ng/ml liegt bei 60 –>70% mit einer Spezifität von 85 –>90%. Für PSA-Werte zwischen 1 und 2ng/ml werden Sensitivtäten von um 60% bei einer Spezifität um 85% genannt. Für PSA-Serumspiegel unter 1ng/ml sind die Ergebnisse in der Literatur recht heterogen. Realistisch erscheint eine Sensitivität von 40 bis 50% bei einem PSA zwischen 0,5 und 1,0ng/ml, wobei ein rasch steigender PSA-Serumspiegel mutmaßlich mit einer höheren Sensitivität korreliert ist. Anzumerken ist hier, dass die meisten oben berücksichtigten Studien reine PET Untersuchungen waren, und dass die PET/CT mutmaßlich bessere Ergebnisse zeigt. Ohne Zweifel eröffnet die PET/CT darüber hinaus die Möglichkeit einer gezielteren Intervention als die PET allein.
Lernziele:
Zusammengefasst, die Cholin-PET/CT hat berechtigterweise ihren Platz in der Rezidivdiagnostik des Prostatakarinoms.
Korrespondierender Autor: Bockisch A
Klinik für Nuklearmedizin, Hufelandstraße 55, 45122 Essen, Essen
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