Zusammenfassung
Einleitung: Da immer mehr Patienten auch sehr schwere Verbrennungen überleben, richtet sich das Augenmerk der Behandlung nicht mehr auf das Überleben allein, sondern auch auf das Erreichen einer guten Lebensqualität. Nach tiefengerechtem Debridement kommt es mitunter zum Freiliegen funktionell wichtiger Strukturen, die einer Deckung mit einer Lappenplastik bedürfen. Lappenplastiken kommen in der Akutphase vor allem zum Extremitätenerhalt, in der Spätphase zur Korrektur von Narben zum Einsatz. Ziel dieser Arbeit ist es genauere Informationen über den Einsatz von Lappenplastiken in der Verbrennungschirurgie zu liefern.
Patienten und Methoden: Es wurden alle Verbrennungspatienten, welche von Januar 1997 bis Februar 2008 an unserem Zentrum mit gestielten bzw. freien Lappenplastiken behandelt wurden, retrospektiv analysiert. Dabei wurden folgende Parameter erhoben: Indikation (akut oder spät), Lappenart (gestielt oder frei), Zielregion, Unfallhergang und Komplikationen. Exkludiert wurden alle kleineren lokalen Lappenplastiken (z. B. Z-Plastiken).
Ergebnisse: Im Zeitraum von 11 Jahren wurden bei 45 Patienten 53 Lappenplastiken durchgeführt. In 53% der Fälle lag eine Verbrennung, in 22% eine Verbrühung und in 24% ein Stromunfall als Unfallursache vor, wobei unter allen thermischen Verletzungen Stromverletzungen am häufigsten eine Lappenplastik erforderlich machten. Der weitaus größte Teil der Lappenplastiken wurde in der Akutphase durchgeführt. Hauptempfängerregionen waren dabei vor allem die obere Extremität mit 55%, wobei allein die Hand in 36% betroffen war, die untere Extremität mit 19%, der Stamm mit 15% und der Kopf mit 11%. Lediglich bei drei Patienten kam es zu einem kompletten Lappenverlust, in allen anderen Fällen konnten gute Ergebnisse erzielt werden. Zwei dieser Verluste betrafen die vulnerable Phase zwischen dem 6. und 21. Tag nach Trauma.
Schlussfolgerungen: Zusammenfassend zeigt sich, dass der Einsatz von Lappenplastiken in der Akutphase dem Erhalt der Extremitäten dient, in der Spätphase hingegen der Verbesserung von Funktion und Ästhetik. Dank des breiten Spektrums der rekonstruktiven Chirurgie kann durch den Einsatz von Lappenplastiken in der Verbrennungschirurgie vielen Patienten eine Amputation erspart bleiben. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein individuelles Konzept mit exakter Indikationsstellung (z. B. Lappen oder Amputation) und Planung. Der Rekonstruktionszeitpunkt hat einen Einfluss auf die Lappenfunktion und ist daher bei der Indikationsstellung mit zu berücksichtigen. Daher sollte, wenn möglich, die Zeitspanne zwischen dem 6. und 21. Tag gemieden werden.
Abstract
Background: Due to the improvement of surgery and intensive care more and more patients survive even severe burn injuries. Therefore we have to pay attention not only to survival alone but also to the achievement of a good quality of life. Thereby, one of the most important aspects is sufficient tissue coverage. After appropriate debridement functionally important structures may be exposed. Therefore, these areas require more than split skin coverage. These cases necessitate flap coverage for preservation of function or, respectively, limb salvage. In secondary reconstruction flaps are commonly used for scar revision. The aim of this study is to give more detailed information about the need for flaps in burn surgery.
Patients and Methods: All burn patients of our burn centre who received free or local flap coverage between January 1997 and February 2008 were analysed retrospectively. We evaluated the following parameters: indication (acute or late), flap type (pedicled or free flap), localisation, cause of accident and complication rate. Small local flaps like Z-plasties have been excluded.
Results: 45 patients have been included into this study. They received 53 flaps. In 53% the cause of accident was flame, in 22% scald and in 24% electrical burn, whereby electrical burn injuries most frequently required flap coverage related to their incidence. Most of the flaps have been performed for primary reconstruction. More than half of all flaps have been used for the upper extremity, concerning just the hand in 36%, 19% for the lower extremity, 15% for the trunk and 11% for the head. There have been three total flap failures during the study period. In all other cases we reached good results. Two of these flap failures occurred during the vulnerable phase between the 6th and the 21st day after trauma.
Conclusion: Limb salvage was the dominant indication for primary reconstruction compared to the improvement of function and aesthetics for secondary reconstruction. The timing of reconstruction has an important influence on the flap outcome and has to be considered when the decision for reconstruction is made. So, if possible, the period between the 6th and the 21st day should not be chosen for flap coverage.
Schlüsselwörter
Verbrennungschirurgie - Lappenplastiken - Extremitätenerhalt - Rekonstruktionszeitpunkt - Lappenverlust
Key words
burn surgery - flap - limb salvage - timing of reconstruction - flap failure