Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - P385
DOI: 10.1055/s-0029-1216244

Kopplung von Ordnung und Inhalt beim senso-motorischem Sequenzlernen

J Drever 1
  • 1München

Im prozeduralen Gedächtnis werden alltägliche, sequentielle Handlungen, wie etwa das Binden eines Knotens, Kaffee kochen oder Walzer tanzen gespeichert. In diesen sequentiellen Handlungsabläufen kann einerseits ein Inhalt und andererseits eine Ordnung ausgemacht werden, wie zum Beispiel die Schritte beim Walzer tanzen und deren Reihenfolge. Wenn der Handlungsablauf im Gedächtnis verfestigt ist, also gelernt wurde, ist nicht klar ob die Ordnung und der Inhalt in getrennten Strukturen gespeichert werden, oder ob beides in einer Struktur als ganzes gespeichert wird.

Um dies zu untersuchen, haben wir ein Experiment entworfen, in dem Versuchspersonen eine senso-motorische Sequenz lernen und reproduzieren müssen. Dabei haben sie die Möglichkeit Fehler bezüglich der Ordnung und auch bezüglich des Inhalts zu machen. Inhalt und Ordnung wurden in diesem Experiment durch 20 in fester Reihenfolge angeordnete Zielpositionen repräsentiert. Die Lernleistung aus diesem Experiment (Exp. I) wurde mit einem andern Experiment (Exp. II) verglichen, in dem der Inhalt während der Reproduktion präsent ist, und somit nur noch die Ordnung gelernt werden muss. Nach Beendigung der Lernphase in Exp. II wurde zusätzlich die Reproduktionsleistung unter der Bedingung von Exp. I gemessen (Exp. IIb). Zur Auswertung werden die Fehlertypen Auslassung, Vertauschung und Genauigkeit ermittelt.

Die Genauigkeit in Exp II war höher als in Exp I und Auslassungsfehler waren, gegen Ende der Lernphase, in Exp II seltener als in Exp I. Diese Unterschiede betrafen jedoch nicht die eigentliche Lernleistung, da sie zwischen Exp I und Exp IIb nicht beobachtet wurden Vertauschungsfehler waren generell selten (im Mittel ≤2).

Die den beiden Experimenten zugrunde liegenden Lernmechanismen sind sich sehr ähnlich. Dass die Ordnung allein nicht anders als Ordnung und Inhalt zusammen gelernt wird, weist darauf hin, dass Ordnung und Inhalt von senso-motorischen Sequenzen nicht einfach voneinander entkoppelt werden können.