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DOI: 10.1055/s-0029-1216243
Aufgabenspezifität der Kraftkontrolle bei Schreibkrampf
Schreibkrampf ist durch Störungen beim Schreiben mit der Hand, verbunden mit unwillkürlichen, anhaltenden Muskelkontraktionen charakterisiert. Schreibkrampf wird klinisch als fokale tätigkeitsspezifische Dystonie klassifiziert. Einschränkungen der Spezifität wird allerdings durch die Existenz einer dystonen Form mit Beteiligung anderer feinmotorischer Tätigkeiten und durch die Beschreibung aufgaben-überschreitender Defizite offenbar. In der hier beschriebenen Untersuchung wurde die Generalisierung von exzessiven Griffkräften beim Schreiben auf die Manipulation von Gegenständen untersucht.
Die beim Schreiben entwickelte Griffkraft wurde über die gesamte Oberfläche des Schreibstifts mit einer Kraftsensormatrix (80 Messpunkte) registriert. In einer separaten Aufgabe wurde die Griffkraft beim Greifen und Heben eines Gegenstandes (0,6kg und 0,3kg) registriert. 21 Patienten mit Schreibkrampf und 14 Kontrollpersonen wurden untersucht.
Patienten generierten beim Schreiben erwartungsgemäßüberhöhte Griffkräfte. Dagegen war die Griffkraft beim Schreiben nur bei wenigen Patienten mit dystonem Schreibkrampf überhöht. Während bei den Kontrollpersonen eine Generalisierung der Griffkräfte über die Aufgaben hinweg erkennbar war, zeigte sich bei Patienten keine Korrelation. Dennoch transferierte eine, durch ein motorisches Training erzielte Reduktion der Kraftproduktion beim Schreiben auf die zeitnah gemessene Griffkraft beim Heben.
Die Ergebnisse unterstützen die Aufgabenspezifität von Schreibkrampf in der spontanen Produktion von Griffkräften. Überhöhte Griffkräfte beim Schreiben könnten Ausdruck von hoch individualisierten Kompensationsstrategien sein. Die durch das Training erzielte Kraftreduktion lässt allerdings darauf schließen, dass bei expliziter Instruktion und intensiver Praxis eine Generalisierung erreicht werden kann.
Unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG