Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - P309
DOI: 10.1055/s-0029-1216168

Emotionale Modulation der Impulskontrolle bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung

O Tüscher 1, K Bader 1, S Kamphausen 1, S Maier 1, G Jacob 1, L Tebartz van Elst 1, K Lieb 1
  • 1Freiburg, Tübingen, Mainz

Impulsivität und affektive Dysregulation sind zwei Kernsymptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Die Interaktion dieser Verhaltensdefizite stehen im Zentrum neurobehavioraler Modelle der BPS. Ein Aspekt der affektiven Dysregulation ist ein verzögertes Abklingen des emotionalen Empfindens und Verhaltens, insbesondere nach Induktion der Emotion Ärger (Jacob et al. 2008). Die Fragestellung dieser Studie war, inwiefern verzögert abklingender Ärger mit einer emotional neutralen behavioralen Inhibitionsaufgabe interagiert.

Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (3Tesla) wurde die Hypothese verringerter inhibitorischer Funktion des präfrontalen Kortex unter Emotionalität bei Patientinnen mit einer Borderline-Persönlichkeit getested. 20 Patientinnen diagnostiziert mit Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie 20 in Alter und Bildung gematchte Kontrollprobandinnen bearbeiteten eine Go/NoGo-Aufgabe nach Emotionsinduktion durch eine Kurzgeschichte. Verglichen wurden Aktivierungen unter den Bedingungen Ärger, Freude und Neutral.

BPS-Patientinnen zeigten während der Induktion Ärger im Vergleich zur neutralen Geschichte eine relative Amygdalaüberaktivität im Vergleich zu gesunden Probanden sowie eine relative Unteraktivierung des rostralen anterioren cingulären Kortex passend zu früheren Befunden bei Induktion negativer Emotion (vgl. Herpertz et al. 2001; Silbersweig et al. 2007). In der anschließenden Go/NoGo-Aufgabe zeigten sich bei vergleichbarer Fehlerrate eine geringere Aktivierung frontaler, für die Impulskontrolle wesentlicher Hirnregionen unter der Bedingung Ärger bei den BPS-Patientinnen, was bisherige Befunde unteraktivierter frontaler Hirnregionen bei Borderline Persönlichkeitsstörung (Schmahl et al. 2006).