Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - A173
DOI: 10.1055/s-0029-1216147

Periphere und kortikale Stimulation bei Kopf- und Gesichtsschmerz

D Rasche 1
  • 1Lübeck

Hintergrund: Die invasiven Behandlungsoptionen der Neuromodulation stehen am Ende der Behandlungsabfolge, wenn konservative und pharmakologische Therapien bei Patienten mit chronisch neuropathischen Schmerzen im Bereich des Gesichtes oder bei verschiedenen Kopfschmerzformen versagen. Die klinischen Erfahrungen der Autoren und eine aktuelle Literaturübersicht werden dargestellt.

Methoden: Die periphere Neuromodulation wird entweder im Verlauf des Nervus trigeminus (PTS) oder des Nervus occipitalis major (ONS) angelegt. Als Indikationen gelten hier die Trigeminus-Neuropathie (TNP) nach Nervenverletzungen sowie die Occipitalis-Neuralgie (ON), chronischer Cluster-Kopfschmerz (CCH) sowie verschiedene Formen der chronischen Migräne (CM). Im Gegensatz hierzu erfolgt die epidurale kortikale Stimulation über dem kontralateralen Motorkortex (MCS) bei zentralen Schmerzsyndromen (Post-Stroke-Pain=PSP), TNP, Phantomschmerzen nach Amputationen (PLP), Plexus-brachialis-Läsionen (BPA) und anderen, gut lokalisierbaren neuropathischen Schmerzen. Bei Schmerzreduktion um mehr als 30% auf der visuellen Analogskala (VAS) kann nach Abschluss der Testphase eine Impulsgeberimplantation erfolgen.

Ergebnisse: Die subkutane PTS führt bei ca. 50–70% der Patienten zu einer signifikanten Schmerzlinderung. Ein Gewöhnungseffekt und eine Abnahme der Wirkung sind im Verlauf möglich. Bei der subkutanen ONS kann bei ON eine Schmerzlinderung bis zur vollkommenen Unterdrückung der Schmerzattacken erzielt werden. Im Gegensatz dazu kommt es bei CCH und CM mit der ONS zu einer signifikanten Linderung der Schmerzattacken mit Abnahme der Schmerzintensität und reduzierter Frequenz und Dauer der Attacken. Die besten Ergebnisse der MCS lassen sich bei Patienten mit TNP, BPA und PLP mit 50% Ansprechrate darstellen. Bei Patienten mit PSP sind 30%-70% Responder, dies variiert jedoch je nach Ort der zu Grunde liegenden zentralen Läsion.

Schlussfolgerung: Periphere und zentrale Methoden der Neurostimulation ergänzen das Behandlungsangebot für eine selektierte Patientengruppe mit gut lokalisierbaren neuropathischen Schmerzen. Das Spektrum der Komplikationen ist insbesondere bei der PTS und ONS sehr gering. Die besten Erfolgsaussichten der MCS bestehen bei der TNP sowie peripheren Nervenverletzungen. Die Resultate der ONS bei CCH und CM müssen evaluiert und im Langzeitverlauf anhand von prospektiv-randomisierten Studien beurteilt werden.