Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - A15
DOI: 10.1055/s-0029-1216046

Otolithenbeiträge zur Orientierungswahrnehmung und zum vestibulo-okulären Reflex: Physiologische Grundlagen und klinische Aspekte

E Schneider 1
  • 1München

Die vestibuläre Diagnostik ist in der klinischen Routine zumeist auf die Untersuchung der Bogengangsfunktion beschränkt. Die gängigen Verfahren wie die kalorische Prüfung, der Kopfimpuls- und der Rotationstest enthalten sogar eine weitere Einschränkung allein auf den horizontalen Bogengang. Die Untersuchung der Otolithenfunktion wird dagegen kaum praktiziert oder basiert auf Tests, deren Otolithen-Spezifität nicht durchweg erwiesen ist. So wird eine Verkippung der subjektiven visuellen Vertikalen (SVV) oder die Zyklorotation der Augen als Folge einer Tonus-Imbalance der Otolithen interpretiert. Eine Zyklorotation kann aber nicht nur von den Otolithen sondern auch von einem reinen Bogengangsreiz verursacht werden, was die Aussagekraft dieses Tests mindert. Andere vestibuläre Reize wie Drehungen um eine exzentrische oder gekippte Achse (OVAR) wirken zwar ausschließlich auf die Otolithen, aufgrund technischer Umstände sind sie aber nur schwer anwendbar. Die Messung vestibulär evozierter myogener Potentiale (VEMP) erfreut sich in letzter Zeit zwar zunehmender Beliebtheit, das Ergebnis ist aber von der Kooperationsbereitschaft der Patienten abhängig.

Dieser Vortrag gibt einen Überblick über bekannte sowie neu vorgeschlagene Methoden zur Untersuchung der Otolithenfunktion und beleuchtet deren klinische Anwendbarkeit.