Gesundheitswesen 2009; 71 - A72
DOI: 10.1055/s-0029-1215514

Zu einem Ausbruch durch Salmonella Enteritidis in einer Kita

M Seewald 1, I Pfeil 1, P Roßmann 2, C Siffczyk 1, G Ellsäßer 1
  • 1Landesgesundheitsamt im LASV des Landes Brandenburg
  • 2Gesundheitsamt im Landkreis Oder-Spree

Hintergrund: Enteritis-Salmonellen (S.) kommen weltweit vor und werden überwiegend durch kontaminierte Lebensmittel übertragen. Die Infektionsdosis variiert je nach Abwehrtyp zwischen 102–106 Keimen (1). Die bundesweite Inzidenz übermittelter Salmonellosen lag im Jahr 2007 bei 67,3 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (E).

In 71% der übermittelten Serovare handelte es sich um S. Enteritidis (S.E.) mit einer Inzidenz von 75,6 pro 100.000 E (2007) (2). Epidemiologisch dominierte im Land Brandenburg analog den bundesweiten Daten S.E. mit einer Inzidenz von 45,2 pro 100.000 E sowie einer höchsten altersspezifischen Inzidenz bei den unter 5-jährigen (3). Häufungen mit >5 Erkrankungen wurden aus verschiedensten Einrichtungen übermittelt, wobei Kindertagesstätten und Schulen, die über Zentral- u/o Großküchen versorgt werden, im Vordergrund standen.

Häufungsgeschehen: Im Juli 2008 wurde aus einem Kita-Standort (K1) eines Trägers ein erster Ausbruch mit 16 Erkrankungsfällen gemeldet. Bei 15 Kindern konnte S.E. aus Stuhlproben nachgewiesen werden. Die Kita wurde von der Zentralküche des Trägers mit Speisen beliefert. Diese Küche versorgte gleichzeitig einen weiteren Kita-Standort und eine stationäre Pflegeeinrichtung. In einem ersten Maßnahmenkatalog wurden Vor-Ort-Begehungen mit Ist-Zustands-Analyse, Stuhluntersuchungen der Küchenmitarbeiter, mikrobiologische Kontrollen der Lebensmittelrückstellproben und Hygienebelehrungen der Mitarbeiter durchgeführt. Während der noch laufenden Analyse des Geschehens und Erarbeitung der Line-List kam es zu einem zweiten Ausbruch in der Kita K1 mit 54 Erkrankungsfällen. Erstmalig kam es auch in der zweiten Kita (K2) zu 8 Erkrankungsfällen mit Nachweis von S.E. Während dieses Ausbruchgeschehens kam es zu keinen Erkrankungsfällen in der von derselben Küche gleichzeitig versorgten stationären Pflegeeinrichtung. Es gab keine gravierenden Unterschiede in den Speiseplänen.

Ergebnisse: In den Fällen, in denen eine Lysotopie durchgeführt werden konnte, wurde der Lysotyp 8/7 Ribotyp 1 nachgewiesen. In den weiteren Analysen und Vor-Ort-Begehungen konnten in keiner der Rückstellproben S.E. nachgewiesen werden. Ein Küchenmitarbeiter konnte als S.E.-Ausscheider identifiziert werden. Des Weiteren konnten 2 Erzieherinnen und 7 Kinder im Rahmen der Umfelduntersuchungen als S.E.-Ausscheider identifiziert werden. Die mikrobiologischen Umgebungsuntersuchungen zeigten bei den durchgeführten Untersuchungen Beanstandungen, allerdings keinen Nachweis von S.E. In der Prozessgestaltung konnten gravierende Hygienemängel im Küchenbetrieb festgestellt werden. Die Eltern wurden ausführlich über das Infektionsgeschehen informiert. In den Familien erkrankter Kinder konnte S.E bei Nicht-Kita-Geschwistern in einem Fall nachgewiesen werden.

Diskussion: Das Geschehen verdeutlicht die Notwendigkeit einer aktiven Kommunikation zwischen Gesundheits- und Lebensmittelüberwachungsbehörden zur Beherrschung eines solchen Ausbruchs. Außerdem wird die Notwendigkeit konsequent durchgeführter Nachkontrollen von Ausscheidern im Lebensmittelbereich und von Nachbegehungen der Einrichtungen zur Festigung eingeführter Hygienestandards deutlich.

Das Infektionsgeschehen deutet auf ein lebensmittelbedingtes Ausbruchgeschehen hin, wobei die Hygienemängel beim Umgang mit Lebensmitteln die Dynamik und das Ausmaß begünstigt haben.

Letztendlich ungeklärt bleibt die Tatsache, warum es in der Pflegeeinrichtung zu keinem Erkrankungsfall gekommen ist. Zu diskutieren wären die geringe Keimbelastung der Speisen und demgegenüber eine hohe Empfindlichkeit der Kita-Kinder.

Literatur: [1] D.A. Pegues et al.: Salmonella species. Aus: Mandell „Infectious Diseases“, S. 2636–2654, 2007. [2] Robert-Koch-Institut: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2007, Datenstand: 01.03.2008. [3] Landesgesundheitsamt Brandenburg, Datenstand: 01.03.2008