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DOI: 10.1055/s-0029-1215510
Ein Ausbruch epidemischer Myositis assoziiert mit Influenza B in Deutschland, 2007/2008
Hintergrund: Epidemische Myositis (EM) ist ein seltenes Syndrom, nach viralen Infekten auftretend, das durch Myalgie vorwiegend der Unterschenkel mit konsekutiver Gangstörung charakterisiert ist. Im Februar 2008 wendete sich ein Kollege der Universitätskinderklinik Düsseldorf wegen des Verdachts eines EM-Ausbruchs an das Robert Koch-Institut. Daraufhin wurde am 4.3.2008 eine bundesweite Untersuchung zur Bestätigung dieses Ausbruchs, seines Ausmaßes und zur Frage möglicher Beteiligung von Influenza begonnen.
Methoden: Wir führten eine aktive Fallsuche mithilfe des öffentlichen Gesundheitsdienstes (Landesämter/Gesundsheitämter) durch, über pädiatrische Fachzeitschriften und eine pädiatrische Internetplattform. Wahrscheinliche Fälle waren Kinder mit dem klinischen Bild einer EM, welches sich nach einer fieberhaften (>38,5°C) Erkrankung zwischen dem 1.10.07 und 1.6.08 entwickelt hatte. Bestätigte Fälle waren wahrscheinliche Fälle mit einer laborbestätigten (PCR oder Schnelltest) Influenzadiagnose. Als Kontrollen wurden Kinder mit laborbestätigten Influenzadiagnosen aus dem Nationalen Referenzzentrum (NRZ) und der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) herangezogen. Die behandelnden Ärzte wurden gebeten einen Fragebogen zu beantworten zu Symptomen, Laborwerten und Anzahl behandelter EM Fälle aus den vorangegangenen Jahren.
Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 288 Fälle unsere Falldefinition, 45 bestätigte und 233 wahrscheinliche Fälle. 50% der Fälle wurden aus dem Zeitraum zwischen 18.2.und 19.3.2008 gemeldet, die höchste Inzidenz wurde aus Thüringen mitgeteilt. 210 Fälle waren männlich (72%), der Altersmedian lag bei 7 Jahren, die Symptome hielten im Durchschnitt 4 Tage an, eine schwere Komplikation wurde berichtet (Rhabdomyolyse). Von 46 bestätigten Fällen waren 43 (93%) positiv für Influenza B Fälle hatten eine 19fach erhöhte Chance an Influenza B erkrankt zu sein als Kontrollen und wiesen eine 2 fach erhöhte Chance für männliches Geschlecht auf. Impfung gegen Influenza B wies in der univariaten Analyse eine Odds Ratio von 0,2 auf.
Schlussfolgerungen: Es handelte sich um den größten in der Literatur beschriebenen Ausbruch von EM, Influenza B und männliches Geschlecht waren assoziiert mit EM, Impfung gegen Influenza schützte vor EM. Regelmäßige Information der Pädiater über zirkulierende Subtypen können daran erinnern, dass vermehrtes Auftreten von EM Fällen zu erwarten ist. Dass EM trotz beeindruckendem Krankheitsbild in der Regel gutartig verläuft, sollte den behandelnden Ärzten zu Beginn einer Influenzasaison in Erinnerung gerufen werden, um Beunruhigung unter Patienten, Eltern und Ärzten zu vermeiden.