Die visuelle Beurteilung der Zahnoberflächen ist das gängigste Verfahren der zahnärztlichen Untersuchung und findet in der Regel zuerst statt, bevor weitere diagnostische Mittel eingesetzt werden. In epidemiologischen Untersuchungen erfolgt die klinische Kariesdiagnose üblicherweise nach dem WHO-Standard, d.h. Läsionen werden auf Kavitations-Niveau registriert. Da diese Form der Karies stark rückläufig ist, werden subtilere Indizes benötigt, mit denen sich auch Initialläsionen erfassen lassen. Nur so kann eine valide Basis für ein Karies-Management geschaffen werden, das bereits auf die Remineralisierung von Schmelzläsionen abzielt. Dies ermöglicht einen gezielten und effektiven Einsatz präventiver Maßnahmen. Auch kann die longitudinale Entwicklung der Zahngesundheit auf der Basis eines validen Kariesdiagnosesystems genauer verfolgt werden. Das „International Caries Detection and Assessment System“ (ICDAS-II) wurde als standardisiertes Verfahren für die klinische Kariesdiagnose für den Einsatz im klinischen Alltag, in epidemiologischen Studien und in der Lehre entwickelt. Mit dem System können mit verschiedenen Codes kariöse Veränderungen an Okklusal- und Glattflächen der Zähne, an den Wurzeloberflächen sowie an Restaurationen und Versiegelungen erhoben werden. Untersuchungen mit dem ICDAS-II zeigten bereits nach kurzer Trainingszeit bei der Diagnose der okklusalen Karies hohe Reproduzierbarkeiten. Weiterhin wurde gezeigt, dass das ICDAS-II eine gute Basis für klinische Studien bildet, da sowohl Schmelz- als auch Dentinläsionen in verschiedenen Stadien valide abgebildet werden.