Intensivmedizin up2date 2009; 5(3): 141-142
DOI: 10.1055/s-0029-1214734
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was müssen Intensiv- und Notfallmediziner über Impfungen wissen?

Gerhard  Jorch
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Publication Date:
12 August 2009 (online)

Als mich die Mitherausgeber der Intensivmedizin up2date beauftragten, in einem Editorial das Thema Impfungen zu beleuchten, war ich zunächst etwas erstaunt: Impfungen sind entweder Maßnahmen der Primärprävention (Regelimpfungen für eine gesamte Population) oder solche der Sekundärprävention (Indikationsimpfungen eines Risikokollektivs), während Intensivmedizin sich gewöhnlich höchstens mit Tertiärprävention (Verhinderung von Komplikationen einer bereits manifesten Erkrankung) befasst. Dass sie den Kinderarzt in ihrem Kreis damit beauftragten, war weniger erstaunlich, weil die Prävention durch Impfungen eine Domäne dieses Fachgebietes nach Einführung des ersten Diphtherieimpfstoffes im Jahre 1923 ist.

Impfungen rufen eine Immunantwort hervor, indem hinsichtlich ihrer Pathogenität abgeschwächte vitale Erreger („Lebend-Impfstoffe”), abgetötete Erreger („Tot-Impfstoffe”), biochemisch isolierte Teile eines Erregers („Komponenten-Impfstoffe”) oder gentechnologisch hergestellte Erregermoleküle („gentechnische Impfstoffe”) oral, intracutan, subcutan oder intramuskulär appliziert werden. Ziel jeder Impfstoffentwicklung ist es, einen möglichst umfassenden und langanhaltenden Schutz gegenüber einer Infektion mit dem Erreger (hohe Immunogenität) bei möglichst geringer Nebenwirkungsrate (niedrige Pathogenität) zu erhalten. Insofern entspricht eine Impfung einer Infektion unter ausgewählten besonders günstigen Bedingungen und gehört somit zu den „natürlichsten” Maßnahmen der Medizin.

Die Behandlung mit Immunglobulinen (Gammaglobuline, Hyperimmunglobuline, monoklonale Antikörper) ist keine Impfung. Der frühere Begriff „passive Impfung” wird nicht mehr benutzt. Gleichwohl lässt sich bei genau definierten Indikationen auch hiermit ein – allerdings zeitlich auf wenige Wochen oder Monate befristeter – Schutz gegenüber bestimmten Krankheiten erreichen.

Aktuelle Informationen über Impfungen enthält das regelmäßig herausgegebene „Epidemiologische Bulletin” des Robert Koch-Instituts, welches abonniert oder auf der RKI-Homepage (www.rki.de) eingesehen werden kann. Gewöhnlich erscheinen jährlich ab der 31. Kalenderwoche (Ende Juli/Anfang August) umfassende Darstellungen der aktuellen Beschlusslage der „Ständigen Impfkommission (STIKO)”, die meistens weitgehend von den für verbindliche Impfempfehlungen zuständigen Sozialministerien der Länder übernommen werden.

Intensiv- und Notfallmediziner werden insbesondere in nachfolgenden Situationen mit dem Thema Impfungen konfrontiert.

Prof. Dr. Gerhard Jorch

Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.

Universitätskinderklinik, Haus 10
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg

Email: gerhard.jorch@med.ovgu.de