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DOI: 10.1055/s-0029-1214332
Große klinische Variabilität bei Patienten mit Treacher-Collins-Franceschetti-Syndrom
Das Treacher-Collins-Franceschetti-Klein-Syndrom (TCS; OMIM 154500) ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung mit typischem kraniofazialen Aspekt gekennzeichnet durch nach außen abwärts gerichtete Lidachsen, Hypoplasie von Os zygomaticum und Mandibula sowie Ohrmuschelfehlbildungen. Bei fast der Hälfte der Patienten besteht eine Schalleitungsschwerhörigkeit infolge von Fehlbildungen des Gehörkanals oder Innenohres. Mehr als 90% der Patienten mit typischen klinischen Zeichen eines TCS weisen heterozygote Mutationen im TCOF1-Gen auf (5q32-q33), welche überwiegend in einem vorzeitigen Abbruch der Proteinsynthese resultieren (trunkierende Mutationen).
Wir berichten hier über die klinischen Befunde einer Gruppe von insgesamt 64 Patienten mit heterozygoter Mutation im TCOF1-Gen. Die von uns nachgewiesenen Mutationen sind über das gesamte TCOF1-Gen verteilt. Patienten mit Mutation im 3'-Ende des Leserahmens scheinen seltener eine Schallleitungsschwerhörigkeit zu entwickeln. Darüber hinaus fanden wir bisher keine weiteren Hinweise auf eine Genotyp-Phänotyp-Korrelation. Unsere Familienuntersuchungen bestätigen eine sehr große intrafamiliäre klinische Variabilität. In insgesamt 10 der Familien fanden wir mindestens einen nahen Angehörigen mit heterozygoter Mutation bei sehr milder oder sogar fehlender klinischer Symptomatik, was – in Übereinstimmung mit inzwischen publizierten tierexperimentellen Daten – für einen erheblichen Einfluss zusätzlicher genetischer und/oder exogener Faktoren spricht. Unsere weiteren Untersuchungen sollen zur Identifizierung solcher zusätzlichen genetischen Faktoren und damit auch zur weiteren Aufklärung der genetischen Kontrolle der normalen und gestörten kraniofazialen Entwicklung beitragen.