Klin Padiatr 2009; 221 - A43
DOI: 10.1055/s-0029-1214297

Heparin induzierte Thrombozytopenie Typ II (HIT II) bei 6-jährigem Jungen nach Herzoperation verursacht Multiorganversagen

K Barth 1, C Hanke 1, L Nakamura 1, B Zieger 1, R Arnold 1, B Stiller 1
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg

Einleitung: HIT II ist im Kindesalter eine seltene Komplikation, die rascher Handlung bedarf, um lebensbedrohliche arterielle und venöse Thrombosen zu vermeiden.

Fallvorstellung: 6-jähriger Junge mit Korrekturoperation einer Fallot'schen Tetralogie.. Bei präoperativ normalen Thrombozytenzahlen bestand trotz Thrombozytentransfusionen postoperativ eine progressive Thrombozytopenie. Der Antikörpertest auf HIT II 5 Tage nach erstem Heparinkontakt war negativ. Zu diesem Zeitpunkt bestand ein schweres hämodynamisch nicht begründetes Nieren- und Lungenversagen. Auffallend war, dass der Heparinbedarf zunahm und ein täglicher Wechsel des Hämofilters notwendig war. Ein zweiter Heparinantikörpertest 3 Tage später war hochpositiv. Nach sofortiger Umstellung der Antikoagulation auf Hirudin sowie dem Verzicht auf weitere Thrombozytentransfusionen kam es zunächst zu einem langsamen Anstieg der Thrombozytenzahl. Nach 6 Wochen waren keine Antikörper mehr nachweisbar. Das Multiorganversagen war reversibel. Der Patient nach 2-monatigem Aufenthalt nach Hause entlassen.

Schlussfolgerungen: Bei intensivpflichtigen Patienten mit Heparinkontakt und ungeklärter Thrombozytopenie muss an eine HIT II gedacht und Heparin sofort abgesetzt werden, um weitere Thrombosierungen zu vermeiden. Bei negativem Heparinantikörperbefund sollte eine zweite Untersuchung 1–3 Tage später erfolgen. Hirudin zur Fortsetzung der Antikoagulation ist eine effektive Alternative. Eine lebenslange Vermeidung von Heparingaben bei betroffenen Patienten ist unumgänglich.