Klin Padiatr 2009; 221 - A42
DOI: 10.1055/s-0029-1214296

Wenn Präexcitationen wüten: Kammerflimmern bei WPW-Syndrom eines Jugendlichen

GR Dangel 1, M Kurzweg 2, M Gass 3, M Hermann 1, M König 1, A Artlich 1
  • 1Kinder- und Jugendmedizin und
  • 2Anästhesie, Oberschwabenklinik Ravensburg
  • 3Abteilung für Kinderkardiologie, Universitätskinderklinik Tübingen

Fallbericht: Ein 14-jähriger Junge verspürt Herzrasen und wird kurz darauf synkopal. Es erfolgt eine effektive Laienreanimation durch seine Freunde. Der hinzu gerufene Notarzt diagnostiziert Kammerflimmern und defibrilliert erfolgreich. Das Aufnahme-EKG zeigt einen Sinusrhythmus mit Präexcitation passend zu einem offenen WPW-Syndrom. Bei Verdacht auf Vorhofflimmern mit schneller Überleitung via Kent wird bei dem Patienten eine elektrophysiologische Untersuchung durchgeführt und eine linkslaterale akzessorische Leitungsbahn (Kent) mittels Radiofrequenzapplikation erfolgreich abladiert.

Im Jahr zuvor fielen beim selben Patienten im Rahmen einer EEG-Ableitung verbreiterte QRS-Komplexe im EKG-Kanal auf. Eine Standard-EKG-Ableitung im Rahmen einer kardiologischen Abklärung erfolgte nicht, obwohl im durchgeführten Langzeit-EKG durchgehend eine Präexcitation nachweisbar war.

Schlussfolgerung: 1. Jede Form von pädiatrischen Rhythmusstörungen sollte von einem Kinderkardiologen umfassend abgeklärt. 2. Bei Vorliegen eines offenen WPW-Syndroms kann es, ohne dass AV-Reentrytachykardien jemals aufgetreten sind, zu fatalen Ereignissen kommen, wenn Vorhofflimmern ungebremst über die akzessorische Leitungsbahn auf die Kammer übergeleitet wird. Da die Wahrscheinlichkeit von spontaner Induktion von Vorhofflimmern im Jugendlichenalter zunimmt, sollte bei Patienten mit permanenter Präexcitation im EKG eine elektrophysiologische Untersuchung und gegebenenfalls eine RF-Ablation durchgeführt werden.