Die Dislokation des proximalen tibiofibularen Gelenkes ist eine seltene, aber leicht übersehene Verletzungsfolge, die auch bei sportlich aktiven Kindern und Jugendlichen auftritt. Bisher wurde sie in der kinderchirurgischen Literatur nicht beschrieben. Es werden dabei 5 verschieden Typen unterschieden: 1) Subluxation, 2) anterolaterale, 3) posteromediale, 4) superiore und 5) inferiore Dislokation. In Abhängigkeit der Dislokationsrichtung können Begleitfrakturen, Verletzungen des distalen tibiofibularen Gelenkes oder Läsionen des N. peronaeus auftreten. Die Patienten klagen in unterschiedlichem Maßüber Bewegungsschmerzen oder -einschränkungen. Klinisch zeigt sich eine druckschmerzhafte Schwellung über dem Fibulaköpfchen. Radiologisch wird die Dislokation in herkömmlichen Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen leicht übersehen, seitenvergleichende Aufnahmen können die Sensitivität deutlich steigern. Ein MRT stellt im Kindesalter die strahlenfreie Möglichkeit dar, die Diagnose zu bestätigen und gegebenenfalls Kapsel- und Bandläsionen nachzuweisen. Die am häufigsten vorkommende anterolaterale Dislokation kann initial problemlos reponiert werden. Eine verspätete Diagnosestellung erfordert gegebenenfalls die offene Reposition und temporäre Fixation mittels Schraube oder Kirschner-Draht. Undiagnostiziert gebliebene Dislokationen führen häufig zu einer chronischen Instabilität des proximalen tibiofibularen Gelenkes mit der Notwendigkeit der teilweise umfangreichen Rekonstruktion des Kapsel-Band-Apparates. Anhand eines Fallbeispiels sowie einer Übersicht der bisherigen Literatur werden Epidemiologie, Pathoanatomie, Klassifikation, Klinik, Diagnostik sowie die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten dieser seltenen Verletzung beschrieben.