Klin Padiatr 2009; 221 - A16
DOI: 10.1055/s-0029-1214269

Traumatische Zehenamputionen – Management im Kleinkindesalter – zwei Kasuistiken

C Baier 1, K Künzer 1, F Eckoldt 1
  • 1Abteilung für Kinderchirurgie der FSU Jena, Jena

Hintergrund: Jeder Replantationsversuch bei Zehenverletzung im Kleinkindesalter stellt eine große Herausforderung dar. Die Gefäßanastomosen neigen aufgrund der Kleinheit der Verhältnisse zur Thrombosierung. Bei begleitenden Quetschverletzungen sind Gefäßstümpfe zusätzlich geschädigt. Methode: Wir berichten über einen dreijährigen Jungen mit traumatischer Amputation der Groß- und Zweitzehe und III-gradig offener Quetschverletzung des Vorfußes an einer Spiralfeder eines Traktorsitzes. Im Rahmen des Replantationsversuchs der Großzehe waren mehrfach operative Eingriffe notwendig. Im zweiten Fall kam es bei einem 4-jährigen Mädchen aufgrund einer Rasenmäherverletzung zur traumatischen lateralen Vorfußamputation. Ergebnis: Im Falle der Großzehenamputation des 3-jährigen Jungen wurde vor dem Hintergrund der funktionellen Bedeutung der Großzehe der Versuch einer Replantation unternommen. Die Nekrose führte zu Folgeeingriffen. Im zweiten Fall musste intraoperativ aufgrund der ausgedehnten Quetschverletzung des lateralen Vorfußes die Möglichkeit einer Replantation initial ausgeschlossen werden. Es wurde ein primärer Wundverschluss mit Weichteildeckung unter Verlust von Digitus III-V angestrebt. Wir beobachteten eine komplikationslose Wundheilung. Das Kind läuft problemlos. Eine orthopädische Schuhversorgung ist geplant. Schlussfolgerung: Ein Replantationsversuch bei Zehenverletzung im Kleinkindesalter ist auch bei ungünstigen Voraussetzungen, gerade im Großzehenbereich anzustreben. Hierbei sollte während der postoperative Therapie auf suffiziente Heparinisierung und Antibiose und eine engmaschige Kontrolle der Durchblutung des Transplantates geachtet werden. Die Eltern sind frühzeitig über die Möglichkeit der Nekrose des Transplantates und die Mehrfacheingriffe aufzuklären.