Laryngorhinootologie 2009; 88(2): 78-79
DOI: 10.1055/s-0029-1213764
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Akustikusneurinome - Initiale konservative Therapie empfehlenswert

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Publikationsdatum:
25. Februar 2009 (online)

 

Müssen Patienten mit kleinen bis mittelgroßen Akustikusneurinomen, die sich einer konservativen Therapie unterzogen, mit einem schlechteren Erhalt des N. facialis und des Hörvermögens rechnen als jene, an denen ein primärchirurgischer Eingriff vorgenommen wurde? Dieser Frage gingen T.P.C. Martin et al. in der vorliegenden Studie nach. Clin Otolaryngol 2008; 33: 228–235

Basis der Intention-to-Treat-Studie bildeten die Daten von 487 Patienten mit Akustikusneurinomen, die in einem Krankenhaus der Maximalversorgung in Birmingham, UK, vorstellig wurden. Das Outcome bezüglich des N.-facialis-Erhalts aller konservativ behandelten Patienten (n = 167) wurde mittels House-Brackmann-System bewertet und mit dem zu erwarten gewesenen Outcome verglichen. Letzteres Outcome berechnete man anhand primärchirurgisch behandelter Tumoren (n = 121) äquivalenter Größe. Dabei flossen nur die primärchirurgischen Tumoren in die Studie mit ein, die für eine konservative Therapie in Betracht gekommen wären (intrakanalikulär oder ≤ 2,5 cm).

Mittels Chi2-Test wurde auf eine statistische Signifikanz der Unterschiede getestet. Der Erhalt des Hörvermögens (Erhalt der AAO-HNS-Klasse) während konservativer und primärchirurgischer Therapie der Patienten, die mit einem guten Hörvermögen der Klasse A oder B vorstellig waren, wurde retrospektiv miteinander verglichen.

Der zu beobachtende Erhalt des N. facialis bei konservativ behandelten Patienten war nach einem mittelfristigen Zeitraum (2–5 Jahre) signifikant besser (P < 0,001) als aufgrund der aus den Werten der chirurgisch behandelten Patienten errechneten Ergebnisse zu erwarten gewesen wäre. Auch den Erhalt des Hörvermögens betreffend zeigte die konservative Therapie die besseren Ergebnisse. Bei 41 konservativ behandelten Patienten mit einem ursprünglichen Hörvermögen der Klasse A oder B konnte nach einem Beobachtungszeitraum von 45 Monaten bei 26 (63 %) keine Veränderung im Hörvermögen festgestellt werden. Ein Pearson-Chi2-Test auf Unterschiede zwischen der konservativen und primärchirurgischen Gruppe zeigte ein signifikantes Ergebnis, bei dem die Patienten der konservativen Therapie einen besseren Erhalt des Hörvermögens der Klasse A, der Klasse B und beider Klassen zusammengefasst aufwiesen.

Diese Ergebnisse stützen die Annahme, dass eine initiale Phase einer konservativen Therapie eine sichere und sinnvolle Vorgehensweise bei allen Akustikusneurinomen des Kleinhirnbrückenwinkels bis zu einer Größe von 2 cm darstellt. Unter Berücksichtigung der Erkenntnis, dass es keine 100 %ige Möglichkeit gibt, das Wachstumspotenzial von Akustikusneurinomen zu erfassen, bietet die initiale konservative Behandlung dieser Karzinome einen der primärchirurgischen Therapie überlegenen Erhalt des Hörvermögens und des N. facialis.