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DOI: 10.1055/s-0029-1213763
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Oropharynxkarzinom - Papillomavirus beeinflusst Prognose
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. Februar 2009 (online)
Der humane Papillomavirus (HPV) gilt als eigenständiger Risikofaktor für Oropharynxkarzinome. Im Gegensatz dazu steht die Beobachtung, dass eine Infektion offenbar einen Schutzeffekt hat und die Prognose günstig beeinflusst. Diese Hypothese überprüfte eine tschechische Arbeitsgruppe. Eur Arch Otorhinolaryngol 2008; 265: S75–S78
Die tschechischen Mediziner vermuteten, dass HPV das Risiko für eine regionale Metastasierung und die Art der Halslymphknotenbeteiligung beeinflusst. Sie untersuchten Überleben, Prävalenz und den Typ der regionalen Metastasierung bei HPV-positiven und -negativen Patienten mit Oropharynxkarzinomen.
Die 81 Patienten hatten überwiegend ein fortgeschrittenes Tumorstadium: 66 befanden sich im Stadium III oder IV. Die meisten Karzinome waren mäßig oder schlecht differenziert (43 bzw. 27 Fälle). 64 % der Gewebeproben waren HPV-positiv. Die HPV-positiven Karzinome betrafen überwiegend den Oropharynx und seltener die Mundhöhle. Im Oropharynxbereich waren die Tonsillen die Hauptlokalisation.
Alter, Geschlecht, Bildungsgrad und sexuelle Gewohnheiten waren für die Gruppen mit positivem und negativem HPV-Test nicht verschieden. Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 3,3 Jahren lebten 59 % der 81 Patienten noch. Das Gesamtüberleben und das krankheitsfreie Überleben waren in der Gruppe mit HPV signifikant länger. In multivariater Analyse unter Berücksichtigung zahlreicher zusätzlicher Faktoren, wie Tabakkonsum oder Ausmaß einer Lymphknotenmetastasierung, bestätigte sich, dass eine Infektion mit HPV einen günstigen Effekt auf die Überlebensdaten hatte. Im Vergleich mit anderen Parametern war der HPV-Nachweis im Tumor der stärkste prognostische Faktor. Entgegen den Erwartungen hatte die N-Klassifikation keine Bedeutung für das Überleben.
Der Anteil der Patienten mit regional-nodaler Metastasierung war in beiden Gruppen vergleichbar. Tendenziell hatten HPV-negative Tumoren weniger Lymphknotenmetastasen. Eine extrakapsuläre Ausbreitung war in der HPV-Gruppe seltener. Eine Wirkung des HPV über die Lymphknotenmetastasierung ist somit unwahrscheinlich. Die Mediziner diskutierten Vorstellungen anderer Forscher, nach denen HPV-positive Tumoren möglicherweise eine höhere Strahlensensibilität aufwiesen oder dass eine aktive antivirale Immunantwort die Prognose günstig beeinflusse.