Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A062
DOI: 10.1055/s-0029-1208315

Welche Brustkrebspatientinnen benötigen zusätzlich zur psychosomatischen Grundversorgung professionelle psychoonkologische Betreuung innerhalb stationärer Akutversorgung?

C Buchwald 1, A Grimm 1, B Voigt 1, P Georgiewa 1, M Rauchfuß 1
  • 1Charite Universitätsmedizin Berlin, Psychosomatik, Berlin, Germany

Einleitung: In der Literatur wird berichtet, dass ein Drittel der Mammakarzinompatientinnen Bedarf an professioneller psychosozialer Unterstützung aufweist.

Fragestellung: Durch welche Merkmale unterscheiden sich diese Frauen von Patientinnen ohne Bedarf?

Methodik: 116 stationäre Brustkrebspatientinnen wurden postoperativ zur Stimmung, wahrgenommenen sozialen Unterstützung und Selbstwirksamkeitserwartung befragt. Mithilfe der Psychoonkologischen Basisdokumentation schätzten psychoonkologisch tätige Mitarbeiterinnen den Bedarf an professioneller psychosozialer Unterstützung ein. Medizinische und behandlungsbezogenen Parameter sowie das Stattfinden zusätzlicher psychoonkologischer Interventionen wurden den Dokumentationsprogrammen ODSeasy und Psomdok entnommen. Die statistische Auswertung erfolgte via χ2-Tests und t-Tests für unabhängige Stichproben sowie multipler, linearer Regressionsanalysen.

Ergebnisse: 30% der Patientinnen erhielten eine Indikation und bei 21% fand tatsächlich zusätzlich zur psychosomatischen Grundversorgung ein psychoonkologisches Betreuungsangebot statt. Als Bedarfsindikatoren zeigten sich ein hohes Maß an ängstlicher Depressivität und ein geringes Maß an wahrgenommener sozialer Unterstützung, nicht aber medizinische bzw. behandlungsbezogenen Parameter. Zusätzliche psychoonkologische Interventionen fanden unabhängig von der Bedarfseinschätzung bei starker psychischer Belastung statt.

Fazit: Die Ergebnisse zeigen die Schwierigkeiten eines Screenings der Patientinnen nach festgelegten Parametern auf und sprechen für eine niederschwellige Gestaltung psychoonkologischer Versorgung.