Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A060
DOI: 10.1055/s-0029-1208313

„Kosmetische Labienreduktion“– Forschungsstand zum psychologischen, ästhetischen und funktionellen Outcome und Empfehlungen zu einer wissenschaftlich begründeten Indikationsstellung

A Borkenhagen 1, 2, E Brähler 2, H Kentenich 1
  • 1DRK Kliniken Westend, Frauenklinik, Berlin, Germany
  • 2Universität Leipzig, Abt. f. Med. Psych. & Med. Soz., Leipzig, Germany

Einleitung: Die Reduktion der Labien zählt auch in Deutschland zu den häufigsten genitalen Schönheitsoperationen. Die steigende Medienpräsenz kosmetischer Genitalkorrekturen besonders durch die gerade in Deutschland angelaufene us-amerikanische Kultsendung „Californication wird den Nachfragedruck nach kosmetischen Labienkorrekturen weiter erhöhen. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach kosmetischen Genitalkorrekturen sah sich das American College of Obstetricians and Gynecologists gezwungen, Empfehlungen zum Umgang mit kosmetischen Genitalkorrekturen auszusprechen. Bisher fehlen Übersichten zum psychologischen, ästhetischen und funktionellen Outcome der Labienreduktion sowie zur Prävalenz dieses Eingriffs. Basierend auf der Auswertung der Literatur werden Empfehlungen für eine wissenschaftlich begründete Indikation zur Labienreduktion gegeben.

Material und Methode: Anhand einer Recherche in Medline, Pubmed, und ausgewählten deutschsprachigen Zeitschriften werden 9 Studien, die zwischen 1998 und 2008 publiziert wurden, werden erstmals die Studienergebnisse zum psychologischen, ästhetischen und funktionellen Outcome der Labienreduktion, vergleichend dargestellt. Zudem werden Daten zur Erscheinungsvarianz der weiblichen Genitalien präsentiert, die an 50 prämenopausaler Frauen erhoben wurden, aus denen Indizien für eine wissenschaftlich begründete Indikationsstellung abgeleitet werden.

Ergebnisse: Aufgrund theoretischer und empirischer Mängel vorliegender Studien und des Fehlens von Langzeitstudien liegt bisher kein Nachweis vor, dass die kosmetische Labienreduktion zu einer anhaltenden psychischen Verbesserung führt. Auf dem Hintergrund der unsicheren Studienlage gewinnen Untersuchungen zur Erscheinungsvariation der Vulva besondere Bedeutung, um Indizien für eine begründete Indikationsstellung zu gewinnen.

Schlussfolgerung: Im Vorfeld einer Labienreduktion muss eine physio-psycho-soziale Indikationsprüfung stehen, die insbesondere eine Information der Patientin über die Variationsbreite der Erscheinungsweisen der weiblichen Genitalien wie auch den aktuellen Forschungsstand zum funktionellem und psychosozialen Outcome der Labienreduktion umfasst. Anhand der Empfehlungen des American College of Obstetricians and Gynecologists und des British Medical Journal zur kosmetischen Genitalchirurgie werden konkrete Kriterien zur Indikationsstellung vorgestellt.