Psychother Psychosom Med Psychol 2009; 59 - A114
DOI: 10.1055/s-0029-1208255

Psychische Langzeitfolgen nach High urgency–Lebertransplantation wegen akutem Leberversagen

G Greif-Higer 1, G Otto 2, ME Beutel 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz
  • 2Abteilung für Transplantationschirurgie Universitätsmedizin Mainz

Bei akutem Leberversagen kann durch eine Lebertransplantation (LTX) den Schwerstkranken das Leben gerettet werden. Für die Patienten (PAT) bedeutet das meist, dass sie nach der LTX erstmals realisieren, dass ihnen inzwischen eine Spenderleber übertragen wurde und sich damit ihr Leben vollständig verändert hat. Trotz dieser enormen Belastung wirken die meisten dieser PAT im Verlauf psychisch unauffällig und zeigen eine gute Compliance. In unserer Transplantationsabteilung konnten wir 14 PAT nach High urgency-LTX im Verlauf psychodiagnostisch nachuntersuchen. Es handelte sich um 9 Frauen (mittleres Alter: 42 Jahre) und 5 Männer (mittleres Alter 50 Jahre) 2–9 Jahre nach LTX. 6 PAT hatten eine toxische Genese ihres Leberversagen, 3 einen akuten Schub eines M. Wilson, je 2 akute Schübe einer Hepatitis B bzw. einer Autoimmunhepatitis. Bei 1 PAT war die Ursache unklar. Mittels teilstrukturiertem klinischem Interview, HADS und der SCL 90 ließ sich zeigen, dass bei 9 PAT z.T. ausgeprägte und bereits chronifizierte depressive und Angstsymptome vorlagen. Bei 2 PAT lagen zusätzlich Symptome einer PTSD vor. Bei 2 PAT, die bei der LTX jünger als 18 Jahre alt waren, lag eine verzögerte psychosoziale Reifung mit der Folge von Compliancestörungen vor. Bis auf 2 PAT hatten alle versucht allein mit ihren Symptomen zu Recht zu kommen. Die Ergebnisse werden dargestellt und mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung längerfristiger psychischer Symptome nach High urgency-LTX diskutiert.