Psychother Psychosom Med Psychol 2009; 59 - A110
DOI: 10.1055/s-0029-1208251

Weißkittelhypertonie vs. Essentielle Hypertonie – bestehen die gleichen „Risikofaktoren“?

F Einsle 1, D Langer 2, L Haas 2, C Groß 2, P Muckermann 2, F Schlichthaar 2, P Joraschky 2, K Beesdo 1
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden

Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob das Auftreten einer Weißkittelhypertonie (WKH) mit den gleichen psychischen Faktoren assoziiert ist, wie das Auftreten einer essentiellen Hypertonie (HYP). Dies wurde bei 65 WKHkern (58% Frauen; 42,3±15,7 Jahre) sowie 130 HYPkern (53% Frauen; 54,3±13,2 Jahre) im Vergleich zu 104 Normotonikern (NO; 76% Frauen; 35,3±15,3 Jahre) analysiert. Als psychische Konstrukte wurden untersucht. Ärger (STAXI), Typ D (DS 14), Angst und Depressivität (HADS), Hypochondrie (IAS); Soziale Ängste (SIAS, SPS); Unsicherheitsintoleranz (IUS); Behavioral Inhibition (RSRI) und das Vorliegen psychischer Störungen (DIA-X). In multinomial logistischen Regressionen (univariat) unter Kontrolle von Alter und Geschlecht ist eine WKH im Vergleich zu NO signifikant assoziiert mit: Sozialer Phobie (Exp(B)=4,39; p=,025), SIAS (Exp(B)=1,04; p=,008) und Trait-Anger (Exp(B)=1,09; p=,040). Eine HYP ist im Vergleich zu NO ebenfalls assoziiert mit Trait-Anger (Exp(B)=1,14; p=,002) aber auch mit allgemeiner Ängstlichkeit (Exp(B)=1,10; p=,038). WKH und HYP lassen sich mittels der untersuchten Konstrukte nicht differenzieren. Das Auftreten einer WKH ist demnach mit dem Vorliegen sozialer Ängste assoziiert, die beim Arztkontakt aktiviert werden und über die sympatische Aktivierung zu einer Blutdruckerhöhung führen. Hierbei wäre zu untersuchen, ob der temperamentsbedingte Ärger das Bindeglied zur Entwicklung einer HYP bei einer Subgruppe von WKH darstellt.