Psychother Psychosom Med Psychol 2009; 59 - A100
DOI: 10.1055/s-0029-1208241

Migration und psychosomatische Belastungen: Vergleich von Frauen und Männern türkischer Herkunft in Deutschland und in der Türkei

WE Milch 1, M Stingl 1, S Akinci 1, Y Bilgin 1, F Leweke 1
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Gießen

Hintergrund: Im Zuge der öffentlichen Diskussion über die Lebensqualität und Integration von Migranten in Deutschland gewinnt auch die Frage nach dem Verhältnis von Migration und psychosomatischen Erkrankungen bzw. deren Behandlung zunehmend an Bedeutung.

Methode: Mittels einer umfassenden Fragebogenstudie (n=994) wurden türkische Migrantenkohorten in Deutschland mit im Heimatland lebenden Türken verglichen. Hierfür wurden die Teilnehmer der Studie zu psychosomatischen Beschwerden (SCL 90), Alexithymie (TAS 20) und Depressivität (BDI) befragt.

Ergebnisse: Psychosomatische Symptome und Depressivität sind in der Immigrantenkohorte häufiger zu beobachten und stärker ausgeprägt als bei Türken im Heimatland (Haupteffekt „Migration“ im SCL 90-GSI: F(1)=12,15; p=.000; Haupteffekt „Migration“ im BDI: F (1)=51,79; p<.001). Als besonders von den Konsequenzen der Migration betroffene Gruppe müssen die türkischen Immigrantinnen gesehen werden. Besonders auffällig ist die hohe latente Suizidalität unter den Immigranten (BDI-Item: Suizidalität).

Diskussion: Migration kann mit verschiedenen Arten von Belastung verbunden sein: diese können zum einen schon im Herkunftsgebiet bestanden haben und das Abwandern motiviert haben, zum anderen stellt jeder Wohnortwechsel für sich bereits eine „nicht-normative Lebenskrise“ oder ein „lebenskritisches Ereignis“ dar.

Literatur: Akinci, S., Stingl, M., Konuk, N., Bilgin Y., Leweke, F., Milch, W. (2005) Somatization an Depression of Turkish Migrants Living in Germany.J Psychosomatic Research 59, 22