Psychother Psychosom Med Psychol 2009; 59 - A064
DOI: 10.1055/s-0029-1208205

Alexithymie als prognostisches Kriterium für den Behandlungserfolg einer stationären multimodalen psychotherapeutischen Behandlung

F Leweke 1, M Stingl 1, S Bausch 1, F Leichsenring 1
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Gießen

Fragestellung: Ziel dieser Studie ist zu untersuchen, ob die Alexithymieausprägung zu Beginn einer stationären psychodynamisch orientierten multimodalen Therapie einen Einfluss auf den Behandlungserfolg hat und damit als prognostisches Kriterium herangezogen werden kann. Methode: Bei 480 stationären Patienten mit verschiedenen psychischen Störungen (nach ICD 10) wurde bei Aufnahme und Entlassung die Alexithymie-Ausprägung (TAS), die globale psychische Belastung (SCL90-GSI) und die Depressivität erfasst. Mittels multipler Regression wurde der prädiktive Wert der Alexithymieausprägung zu Behandlungsbeginn für den Behandlungserfolg bestimmt. Ergebnisse: GSI und Depressivität verringerten sich im Beobachtungszeitraum signifikant. Hohe Alexithymiewerte zu Behandlungsbeginn gingen mit einem signifikant geringeren Behandlungserfolg einher. Insbesondere die Subskala 1 der TAS (Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen) hatte die größte prädiktive Power; hohe Werte in dieser Subskala waren mit geringerer Symptomverbesserung assoziiert. Schlussfolgerungen: Eine hohe initiale Alexithymieausprägung wirkt sich ungünstig auf den stationären Behandlungserfolg einer stationären Psychotherapie aus wofür insbesondere die eingeschränkten Fähigkeiten zur Identifikation von Gefühlen verantwortlich sind. Hieraus ergeben sich wichtige therapeutische Implikationen.