Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0029-1208177
Body Integrity Identity Disorder: Gibt es ein neuroanatomisches Korrelat?
"Body Integrity Identity Disorder" (BIID) ist ein bisher wenig bekanntes Störungsbild, das durch einen überwältigenden Amputationswunsch eines oder mehrerer, gesunder Körperglieder, gekennzeichnet ist. Unsere umfangreichen Fragebogenuntersuchungen haben darlegen können, dass es sich bei BIID um sehr leistungsfähige, hochintelligente und hoch autonome Menschen, oftmals Männer, handelt, die an keiner bisher bekannten psychischen Erkrankung leiden.
Weltweit erstmalig führen wir eine fMRT-Studie zu dem bisher kaum erforschten Syndrom durch. Den Betroffenen wurden mittels Bildbearbeitungsprogramm bearbeitete Amputationsfotos von sich selbst, Fotos mit Prothesen sowie mit dem aktuellen Körperbild im MRT dargeboten. Darüber hinaus wurden dieselben drei Kategorien von einer fremden Person gezeigt. Die Gruppe der BIIDler wurde außerdem mit einer Kontrollgruppe verglichen.
Die bildgebenden Untersuchungen zeigten eine Aktivitätserhöhung im motorischen als auch somatosensorischen Kortex bei der Betrachtung ihres Körpers mit der Wunschamputation im Vergleich zu ihrem derzeitigen Erscheinungsbild. Die Beteiligung dieser Kortexareale weist auf eine sensomotorische Verarbeitung sowie auf eine unterschiedliche Körperrepräsentation hin. Die vorliegenden Ergebnisse erweitern das Verständnis über die Interaktion von Körper und Psyche und geben Raum für die Entwicklung neuer therapeutischer Möglichkeiten.