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DOI: 10.1055/s-0029-1208149
Der Herzinfarkt als traumatische Erfahrung: Prävalenz, Prädiktoren, prognostische Bedeutung und Therapie
Ein akuter Herzinfarkt wird von den betroffenen Patienten oft als ein Ereignis erlebt, welches mit intensiver Todesangst einhergeht. In einer systematischen Literaturübersicht (13 Studien publiziert zwischen 1980–2005) fanden wir eine gewichtete Prävalenz von 14.7% (range 0–25%) für eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) mit Bezug auf den durchgemachten Infarkt. Unsere Untersuchungen an 394 Männern und Frauen nach einem akuten Infarkt ergab eine Prävalanz von 10.4% (n=40) für eine subsyndromale und syndromale PTBS nach DSM-IV erfasst mit einem psychiatrischen Interview (Clinician-Administered PTSD Scale). Signifikante Prädiktoren für eine PTBS waren jüngeres Alter, Furcht zu sterben und Gefühle von Hilflosigkeit zum Zeitpunkt des Infarkts. Nach einem mittleren Follow-up von 26 Monaten erfüllten 67% (n=16) der 24 erneut interviewten Patienten nach wie vor die Kriterien für eine PTBS. Eine PTBS erhöht sowohl bei initial gesunden Individuen als auch bei Patienten nach einem Herzinfarkt das Risiko für ein erstmaliges bzw. erneutes kardiovaskuläres Ereignis. Eine mögliche Erklärung hierfür sind erhöhte Plasmaspiegel von Biomarkern für eine Arteriosklerose (Entzündung, Blutgerinnung und Endotheldysfunktion), wie wir diese bei 14 anderweitig gesunden Patienten mit PTBS nach einem Unfall im Vergleich zu 14 Unfallpatienten ohne PTBS fanden. Zur Therapie einer PTBS nach Herzinfarkt bietet sich die KVT nach den Prinzipien der Traumatherapie in Kombination mit einem SSRI an.
Epidemiologie - Herzinfarkt - Posttraumatische Belastungsstörung - Prognose - Therapie