Pneumologie 2009; 63 - A26
DOI: 10.1055/s-0029-1202424

Neutrophilie in der bronchoalveolären Lavage nach Lungentransplantation – Prognostischer Wert bei stabilen Patienten?

P Huppmann 1, C Neurohr 1, B Samweber 1, S Leuschner 1, G Zimmermann 1, H Leuchte 1, R Baumgartner 1, R Hatz 2, L Frey 3, P Überfuhr 4, I Bittmann 5 J Behr 1 für die Munich Lung Transplant Group
  • 1Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik und Poliklinik I – Großhadern
  • 2Chirurgische Klinik – Großhadern
  • 3Klinik für Anästhesiologie
  • 4Herzchirurgische Klinik und Poliklinik
  • 5Institut für Pathologie, Klinikum der Universität München

Einleitung: Das Bronchiolitis obliterans Syndrom (BOS) nach Lungentransplantation (LTX) ist durch eine inflammatorische Reaktion der Atemwege mit erhöhtem Interleukin (IL)-8, verminderter Konzentration von Secretory leukocyte protease inhibitor (SLPI) und einer Neutrophilie in der bronchoalveolären Lavage (BAL) gekennzeichnet. Die vorliegende Studie untersucht den prognostischen Wert einer BAL-Neutrophilie bei stabilen Transplantatempfängern.

Methoden: 63 konsekutive Patienten wurden 3 bis 12 Monate nach LTX im BOS-Stadium 0 bronchoskopiert und bei Ausschluss einer akuten perivaskulären Abstoßung, einer lymphozytären Bronchitis oder Infektion in die Studie eingeschlossen. Zusätzlich zur standardisierten mikrobiologischen Diagnostik wurden aus der BAL eine zytologische Zelldifferenzierung und die Bestimmung von IL-8 und SLPI mittels ELISA-Technik durchgeführt. Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Gruppe A ohne Entwicklung eines BOS mit einer Nachbeobachtungszeit ≥12 Monaten, Gruppe B mit Entwicklung eines BOS (BOS ≥1).

Ergebnisse: Beide Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich demografischer Daten oder vorangegangener Episoden von AR oder LB. In Gruppe B (16 Patienten) trat BOS≥1 im Mittel 232 Tage (87–962) nach Bronchoskopie auf. In Gruppe B zeigte sich eine signifikant höhere Neutrophilenzahl zum Zeitpunkt der Bronchoskopie als in Gruppe A (47 Patienten) (33,6%±2,1 vs. 9,9%±1,1, p<0,05). In einer COX-Regressions-Analyse erwies sich eine Neutrophilie >20% als signifikanter Prädiktor für BOS ≥1 mit einer Hazard Ratio von 3,57 (95% Konfidenzintervall: 1,71–8,40, p<0,05) unabhängig von anderen bekannten BOS-Prädiktoren. Der positive und negative Vorhersagewert der BAL-Neutrophilie >20% für ein zukünftiges BOS war 0,72 bzw. 93,5 (p<0,05). Die IL-8-Werte waren in der Gruppe B signifikant erhöht, die SLPI-Werte signifikant erniedrigt (IL-8: Gruppe A 238 pg/ml±51 vs. Gruppe B 704 pg/ml±177, p<0,01; SLPI: Gruppe A 718ng/ml±142 vs. Gruppe B 165ng/ml±47, p<0,01).

Diskussion: Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Neutrophilie >20% in stabilen Patienten nach LTX ein prädiktiver Wert für die Entwicklung eines BOS ist. Zudem konnte erstmal auch eine verringerte SLPI-Konzentration in der BAL bei Patienten vor Manifestation eines BOS nachgewiesen werden.