Suchttherapie 2009; 10(1): 1
DOI: 10.1055/s-0029-1202280
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zum Ausscheiden von Professor Dr. Joachim Körkel als Herausgeber

M. Klein
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Publication Date:
16 February 2009 (online)

Zum Jahresende ist Prof. Joachim Körkel als Herausgeber der Suchttherapie ausgeschieden. Er war zusammen mit Prof. Michael Krausz (jetzt in Vancouver, damals in Hamburg) Gründungsherausgeber der Suchttherapie. Beide hatten die desolate Situation der publizierten Suchtforschung in Deutschland zum damaligen Zeitpunkt klar erkannt und mit ihrem Handeln für Abhilfe gesorgt.

Joachim Körkel ist ein Pionier der Suchtforschung und Suchttherapie in Deutschland wie nur ganz wenige vor ihm und mit ihm. Das hat ihm nicht immer nur Freunde und Zuspruch gebracht. Seine Motivation ist der wissenschaftliche Ethos, die Suche nach Wahrheit und Klarheit. Der kritische Geist ist dem Fortschritt der Wissenschaft im Bereich der Suchtstörungen verpflichtet. Dass wir heute vielleicht und allmählich von einer Suchtwissenschaft in Deutschland sprechen können, haben wir nicht nur den vom BMBF in der Vergangenheit geförderten Mega-Projekten zu verdanken, sondern sicherlich auch Wissenschaftlern wie ihm. Wie kaum ein anderer Forscher in diesem Bereich hat er einen realen Impact (dt.: Einfluss) auf die Realität der Suchtbehandlung in Deutschland. Joachim Körkel hat nach dem Psychologiestudium und der Promotion in Heidelberg an einer Suchtfachklinik gewirkt, war dort Leitender Psychologe und hat – wie so viele andere Kolleginnen und Kollegen – die Widersprüche und Verzerrungen, die zwischen Forschung und Praxis bestehen, erlebt. Er hat wie kein anderer die Themen Rückfall und Kontrolliertes Trinken zu den seinen gemacht und sie wissenschaftlich „neu aufgerollt”. Man kann zu Recht von einer Entideologisierung durch sein Wirken sprechen. Die von Ideologien, Mythen und unreflektierten Annahmen durchsetzte deut-sche Suchttherapie hat von seiner jahrzehntelangen Arbeit sehr profitiert. Nicht immer finden Wissenschaftler wie er Anerkennung und Zuspruch. Aber ich bin mir sicher, dass die Zeit zeigen wird, wie wichtig seine Arbeiten waren und auch noch sein werden. Oft ist es für einen Wissenschaftler ein Dilemma, auf bestimmte Themen „festgebunden” zu sein. Manchmal wirkt dies wie ein Stigma. Es ist mir wichtig zu betonen, dass Joachim Körkel die ganze Breite der Suchtpsychologie in Forschung und Praxis vertreten kann. Auch dies wie kaum ein zweiter. Wenn die deutsche Suchtforschung nicht in einem so desolaten Zustand (gewesen) wäre, hätte ihm dies eine glänzende akademische Karriere an einer hervorragenden Universität eingebracht. Daran lässt sich ermessen, wie viel die akademische Suchtwissenschaft in Deutschland sich noch verändern muss.

Für die Zeitschrift Suchttherapie hat Joachim Körkel mit demselben wissenschaftlichen Ethos gewirkt wie in der Suchtforschung ganz allgemein. Er hat unzählige Beiträge verfasst, begutachtet, redigiert und Hefte verantwortlich herausgegeben. Der Anspruch, Ideologien von Realitäten zu unterscheiden, hat ihn auch als Herausgeber der Suchttherapie angetrieben und ausgezeichnet. Wir bedauern sein Ausscheiden als Herausgeber sehr. Seinen Wunsch, sich nun anderen Aufgaben und Dingen schwerpunktmäßig zuzuwenden, müssen wir respektieren. Wir freuen uns jedoch, dass er als Verantwortlicher für die wichtige Rubrik „Buchneuerscheinungen” und als Gutachter erhalten bleibt.

Michael Klein

Editor-in-Chief

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Prof. Dr. Michael Klein

Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen

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50668 Köln

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