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DOI: 10.1055/s-0029-1191974
Hepatozellulärer Ikterus (Hy's Rule) als Indikator für fatalen Verlauf bei Phenprocoumon induzierten Leberschäden: eine Analyse der Verdachtsfälle aus dem deutschen Spontanmeldesystem aus den Jahren 1993–2007
Hintergrund: Medikamentös induzierte Leberschäden können von transienten Leberwerterhöhungen, über Parenchymschäden bis hin zum Leberversagen führen. Transaminasenerhöhung (>=3 x ONW) in Kombination mit Ikterus (Bilirubin >=2 x ONW) gelten allgemein als schwerwiegend und gehen mit einer Mortalität/Transplantationsrate von mind. 10% („Hy’s Rule“) einher. Für Phenprocoumon wurde diese Regel noch nicht validiert. Methodik: Aus der Nebenwirkungsdatenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukten (BfArM) wurden die Verdachtsfälle von Schädigungen der Leber im Zusammenhang mit der Anwendung von Phenprocoumon-haltigen Arzneimitteln der Jahre 1993–2007 reevaluiert. Die Kausalitätsbeurteilung erfolgte nach RUCAM. Ergebnisse: Es finden sich für den oben genannten Zeitraum insgesamt 217 Verdachtsfälle. Davon erfüllen 110 Verdachtsfälle die laborchemischen Kriterien für „Hy’s rule“. Bei 86 Fällen ergab sich nach RUCAM ein mindestens möglicher Kausalzusammenhang. Das Durchschnittsalter lag bei 56 Jahren (69% Frauen) nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 9,7 Monaten (Median 6 Monate) bis zum Ereignis. Überwiegend lag ein hepatozelluläres Schädigungsmuster (83,7%) vor (cholestatisch 7%, gemischt 9,3%). In 23 Fällen (19,8%) wurde ein Progress bis zum Leberversagen dokumentiert. Davon sind vor allem Frauen betroffen (91,3%). Die Mortalität/Transplantationsrate lag bei insgesamt 15,5% (8 Leberversagen mit Tod, 10 LTX). Schlussfolgerung: Phenprocoumon induzierte Hepatotoxizität muss auch nach längerer Behandlungsdauer differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden. Werden die „Hy’s Rule-Kriterien“ erfüllt, besteht ein beträchtliches Risiko für Leberversagen mit Transplantation oder Tod.
Hepatitis - Hepatotoxizität - Leberversagen - Nebenwirkung - Phenprocoumon