Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(47): 1955-1959
DOI: 10.1055/s-0028-1165767
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Zerebral-Hypophysaere Magersucht

Hermann Zondek, Gertrud Koehler
  • Aus der I. Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses am Urban in Berlin
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Publication Date:
27 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei einer nicht geringen Zahl von Magersüchtigen liegt dem Zustand eine mit Funktionsverminderung einhergehende Affektion der Hypophyse, insbesondere wohl des Vorderlappens zugrunde. Häufiger handelt es sich um eine funktionelle oder anatomische Störung zerebraler Zentren im Bereiche des Zwischenhirns. Es handelt sich hierbei nicht immer um ausgesprochene Kachexie, sondern oft nur um mildere Formen der Abmagerung, deren Entstehung nach der gewöhnlichen kalorischen Betrachtungsweise häufig nicht zu klären ist Die zerebral-hypophysär, in manchen Fällen auch peripherisch bedingte Magersucht stellt das Gegenstück zu der auf gleicher Grundlage entstandenen Fettsucht dar. Bei beiden spielen offenbar neben anderen das System Hypophyse—Zwischenhirn schädigenden Faktoren (Enzephalitis, Tumoren usw.), die zerebralen Druckverhältnisse, namentlich im Bereiche des III. Ventrikels eine pathogenetische Rolle. Die Untersuchung deckt meist Funktionsstörungen der Stoffwechselzentren des Zwischenhirns, häufig auch solche des Wärmezentrums (langdauernde Neigung zu subfebriler Temperatursteigerung, auch zu Untertemperaturen) auf, zuweilen ist lediglich ein periodisch schwankender, im ganzen aber deutlich gesteigerter Hirndruck nachweisbar.