Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(39): 1803-1806
DOI: 10.1055/s-0028-1143088
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Beiträge zur Klinik und Prophylaxe des Unterleibstyphus

Alexander Zweig - Assistenzarzt
  • Aus der Städtischen Irrenanstalt Dalldorf-Berlin. (Direktor: Geh. Med.-Rat Dr. Sander.)
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Publication Date:
01 October 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Es gibt Typhen, die mit wenig hohem und kurzem Fieber einhergehen. Günstige prognostische Schlüsse erlaubt dieser Verlauf nicht.

  2. Es gibt Typhen, bei denen bis in die fünfte Woche hinein die Bazillenausscheidung sowohl wie der Widal fehlt.

  3. Ein von 1: 50 auf 1: 100 steigender Widal beweist nicht das Vorhandensein eines akuten Typhus. Vielleicht geben höhere Verdünnungen verläßlichere Resultate.

  4. Eine völlig normal aussehende Milz kann Typhusbazillen enthalten; bei jedem verdächtigen Fall ist daher die bakteriologische Untersuchung der Organe (Milz, Gallenblase und Darm) nötig.

  5. Bei Bazillenausscheidern ist unbedingt Laktobazillin zu versuchen. Es scheint durchaus möglich, daß es auch günstig auf den akuten Typhus wirkt.

  6. Beim Ausbruch eines Typhus ist immer an Kontaktinfektion zu denken. Zur Ermittlung der Infektionsquelle empfiehlt es sich, die Entleerungen und das Serum namentlich der „Eßgemeinschaft” des Erkrankten mehrmals mit wöchentlichen Pausen zu untersuchen.

  7. Ein Typhusfall in einer „Eßgemeinschaft” zwingt zur besonderen Beachtung auch unscheinbarer Temperatursteigerungen der anderen Mitglieder.

  8. In der Behandlung unsauberer Kranker ist die Holzwolle dem Moos vorzuziehen. Bei Typhusepidemien ist die Verschleppung der Keime durch die Holzwolle möglich.

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