Dtsch Med Wochenschr 1903; 29(16): 279-282
DOI: 10.1055/s-0028-1138415
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der Reflexweg der Erkältung und der Temperaturreize überhaupt1)

(Mit mikroskopischer Demonstration.)Oscar Kohnstamm in Königstein im Taunus 1) Vortrag, gehalten in der Sitzung vom 26. Januar 1903 des Vereins für innere Medizin in Berlin.
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Publication Date:
22 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Temperatur- und Schmerzfasern verlaufen im Gowers'schen Strang der gekreuzten Seite.

2. Die Kältebahn steht in näherer Beziehung zu dem Athemcentrum in der Formatio reticularis grisea, als die Wärmebahn.

3. Auf diesem Zusammenhang beruht der „Erkältungsreflex”, die physiologische Componente, die bei Hinzutreten der mikrobischen Componente zu Katarrhen führt.

4. Von dem Athemcentrum aus werden die Muskelkerne der Exspiration zum Husten und Niesen, die vasodilatatorischen Kerne des Vagotrigeminusgebietes zur Hyperämisirung gereizt.

5. Als vasodilatatorische Kerne kommen einerseits in Betracht die visceralen Kerne der Oblongata: Nucleus salivatoñus superior und inferior und dorsaler Vaguskern, andererseits die sensiblen Vago-Trigeminuskerne entsprechend der centrifugalen Leitung im sensiblen Endneuron.

6. Die Bahn des Erkältungsreflexes dient normalerweise nützlichen Regulirungen, „Anregungen” der vegetativen Funktionen und wird kurmässig in Gebrauch gezogen bei Freiluftliegekuren und Luftbädern.

7. Die Achsencylinder des dorsalen Vaguskernes verlaufen, als vordere Wurzeln, ventral von den sensiblen Wurzeln des Solitärbündels.

8. Die grossen Oliven nehmen eine grosse Zahl von Schleifenfasern aus den gekreuzten Hinterstrangkernen auf und setzen sie zum Kleinhirn fort, dessen Bedeutung als sensibler (receptorischer) Apparat dadurch noch mehr betont wird.