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DOI: 10.1055/s-0028-1137404
Die Adsorption von Alkaloiden und dergl durch Süßholzpulver und Cenomasse unter Berücksichtigung der Pillenbereitung
Publication History
Publication Date:
23 May 2009 (online)

Zusammenfassung
In Tabelle 6 ist die Adsorption in Gewichtsprozenten der jeweils verwendeten Alkaloidmengen angegeben.


Die Adsorption der Alkaloide ist bei Cenomasse schon von vornherèin wesentlich geringer als bei den Süßholzpulvern, von denen wieder feines Pulver stärker adsorbierte als grobes. Beim nachträglichen Behandeln mit Salzsäure, deren Konzentration der HCl-Konzentration des Magensaftes entsprach, gab die Cenomasse die adsorbierten Alkaloide größtenteils wieder ab, die Süßholzpulver hielten auch dann noch 25—44% des ursprünglich zugesetzten Alkaloides zurück. Fast ebenso verhieltèn sich die vorher mit den Alkaloiden beladenen Materialien bei der Einwirkung von Pepsinsalzsäure, d. h. von künstlichem Magensaft.
Diese in vitro ausgeführten Versuche würden an sich noch nicht zu sicheren Rückschlüssen auf das Verhalten der adsorbierten Alkalaide im Tierkörper berechtigen; da aber bereits Wasicky bei seinen physiologischen Versuchen analoge Beobachtungen machte, können diese Versuche als eine Ergänzung dazu gelten. Auch sie zeigen die Ungeeignetheit der gemeinsamen Verabfolgung von derlei Pflanzenpulvern mit geringen Alkaloidmengen und dergleichen. Es sei auch erinnert an die Untersuchungen von G. Joachimoglu1), welche zeigten, daß durch das allerdings an sich stärker adsorbierende Kohlenpulver die Wirksamkeit von Strychninnitrat vollkommen aufgehoben werden kann; G. Joachimoglu fordert von den in der Therapie benutzten Kohlén, daß 0,1 g derselben 0,01 g Strychninnitrat bei gemeinsamer Verabfolgung entgifte. Da die Adsorption der Alkaloide an die Pulver beim Uebergang in den alkalischen Darmsaft noch begünstigt wird — wie sich as den Untersuchungen von E. Keeser2) ergibt — bleibt der Alkaloidanteil, welcher im Magen aus dem Pulver nicht ausgelöst wurde, auch weiterhin an dieses adsorbiert und somit unwirksam. Wie viel Alkaloid nicht zur Wirkung kommen kann, ist abhängig von dem Feinheitsgrad der benutzten. Pflanzenpulver und ihrer Menge, sodaß der Grad der Herabsetzung der Wirkung bei Verabfolgung in Pillenform auch bei demselben Rezept verschieden sein kann; ist doch einerseits bei der Bereitung der Pillen meist eine gewisse Freiheit bezüglich der Menge der Pillenmasse gelassen und sind doch anderseits die verwendeten Süßholzpulver nicht überall gleich fein. Man wird Wasicky3) zustimmen müssen, der sagt, daß durch die Adsorption die Dosierung des Alkaloides illusorisch wird, wenn man die Adsorption nicht genügend beachtet.
Die ungleichmäßige Herabsetzung der Wirkung wird man daher lieber vermeiden wollen, um den therapeutischen Effekt nicht zu gefährden. Durch Verwendung von Hefepulver, also der Cenomasse, kann man die Störung praktisch ziemlich ausschließen, Da die Cenomasse nach früheren Versuchen sich als Pillenmasse vorzüglich eignet, sind technische Schwierigkeiten bei ihrer Verwendung an Stelle von Süßholzpulver nicht zu befürchten.