Dtsch Med Wochenschr 1925; 51(46): 1907-1909
DOI: 10.1055/s-0028-1137343
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur klinischen Bewertung der polychromatischen und basophil punktierten Erythrozyten

Georg Volk - Assistenzarzt
  • Aus der Inneren Abteilung des St. Marienhospitals in Mühlheim (Ruhr) (Chefarzt: Dr. John) und aus dem Landkrankenhaus Fulda (Direktor: Dr. Gunkel)
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Vermehrte Polychromasie ist — mit Einschränkung der praktisch bedeutungslosen Alterspolychromasie — ein Zeichen regenerativer Vorgänge an den erythropoëtischen Organen. Sie ist ein krankhafter Befund bei regenerativer Anämie, bei Knochenmarksreiz ohne oder nach längst ausgeglichenem Blutverlust: Knochenmarkstumor, Aufsaugen von Blutergüssen. Wie weit für ihr Auftreten auch Störungen in der endokrinen Knochenmarksteuerung in Frage kommen, bedarf noch der Klärung. Ein normaler Befund ist die vermehrte Polychromasie in höheren Monaten der Schwangerschaft und beim Neugeborenen. Dabei ist die Frage ganz außerachtgelassen, wieweit die rhythmische Erneuerung des menschlichen Leiben sich in regenerativen Vorgängen am Knochenmark mit vermehrter Polychromasie äußern könnte.

Basophilpunktierte Erythrozyten haben mit Giftschädigung des roten Markes nichts zu tun, können auch nicht als degenerierte junge E. angesprochen werden. Wahrscheinlich können sie in bestimmten Abschnitten eines jeden Regenerationsablaufes vorkommen, als regelmäßiger Befund werden sie bei regenerationsfähigem Mark und Vermehrung der Hb.-Zerfallsstoffe in der Blutbahn angetroffen. Ihre diagnostische Bedeutung bei längeren Blutungen in den Magendarmkanal und bei älteren intraabdominellen Blutergüssen ist noch festzulegen. Rein praktisch kann man mit dem einmaligen vereinzelten Befund nichts anfangen. — Es gelingt beim Gesunden spärlich, bei schon gereiztem roten Mark reichlicher, B. P. durch sehr kleine intravenöse Fe-Gaben und durch per os und parenteral zugeführtes Hb. hervorzurufen. Dabei erweisen sich Fe und zerfallendes Hb. als organotrope-fermative Reize für das rote Mark.

    >