Dtsch Med Wochenschr 1925; 51(38): 1555-1557
DOI: 10.1055/s-0028-1137149
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Lymphogranulomatose, Tuberkulose und Geschwulstreiz

Hermann Stahr - Direktor des Institut
  • Aus dem Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses in Danzig
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Frage der tuberkulösen Aetiologie der Lymphogranulomatose ist keineswegs geklärt; aber es hat sich doch gezeigt, daß keine Notwendigkeit vorliegt, eine besondere und neuartige Krankheitsursache vorauszusetzen. Wir sind dazu nicht einmal berechtigt, da neben sehr verständlichen negativen Impfungen auch überraschende positive Erfolge vorliegen, wie sie Sternberg in seiner jüngsten Uebersicht heranzieht. Die Pathologische Anatomie aber muß auf die Beziehungen zum blastomatösen Wachstum hinweisen: Lymphogranulomatose ist eine Form der Tuberkulose mit starker Neigung zu proliferativen, blastomatösen Wachstum. Ausgegangen wurde von dem ganz hinfälligen Einwände der Gegner einer tuberkulösen Aetiologie, welcher sich auf die ausgesprochene Bösartigkeit des Leidens bezieht. Genauer besehen resultiert aber gerade diese Malignität aus der schwachen Dosierung des Giftes, wie wir sie auch bei den malignen Blastomen annehmen (lang andauernder, also immer, wiederholter, aber schwacher Reiz). Hyperplastische Vorgänge, die auf Umwegen den Tod des Trägers herbeiführen, können aber sehr gut durch weniger virulente usw. Tuberkelbazillen erzeugt werden. Bei den immerhin noch nicht ganz eindeutigen Impferfolgen muß selbstverständlich in erster Linie das anatomische Bild berücksichtigt werden. Hier finden wir aber gewebliche Formationen, die zuweilen ganz nahe an die echten Blastome angrenzen; weshalb vielleicht auch umgekehrt für das, was bei dem längst im Gange befindlichen Abbau der Gewächse oder Neubildungen überhaupt noch übrig bleiben wird, wegen der Aehnlichkeit bzw. Uebereinstimmung mit Produkten der Lymphogranulomatose einmal eine erfolgreiche Klärung gefunden werden könnte.

    >