Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(37): 1690-1693
DOI: 10.1055/s-0028-1130938
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber einen Fall von Uterusruptur nach vorangegangenem klassischen Kaiserschnitt

P. Schick - Assistenzarzt
  • Aus der Provinzial-Hebammenlehranstalt und Frauenklinik in Oppeln. (Direktor: Dr. Scheffzek.)
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Publication Date:
06 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Die beschriebene Uterusruptur ist als Spontanruptur unter der Geburt aufzufassen.

Bedingt ist die Ruptur im letzten Grunde durch die nicht muskulär, sondern nur peritoneal vereinigte Uterusnarbe — Folge der korporalen Inzision. Begünstigend für das Zustandekommen der Ruptur wirkte der Sitz der Plazenta in der Gegend der Narbe.

Die Uterusruptur — nach den angeführten Statistiken ein nicht seltenes Ereignis — nach vorhergehendem Kaiserschnitt ist die schwerste Folgeerscheinung dieser Methode. Eine andere recht unangenehme Folge sind die Verwachsungen, welche zwischen Uterus und Bauchdecken und Uterus und anderen Organen beobachtet wurden.

Daß diese nicht selten auftreten, zeigen Statistiken von Haven[1)] und Young. Unter 74 gesammelten Fällen konnten folgende Verwachsungen festgestellt werden:

Zwischen Netz und Uterus 16 mal

Zwischen Netz und Bauchwand 15 mal

Zwischen Darm und Uterus 4 mal

Zwischen Bauchwand und Uterus 36 mal

nach einer Zusammenfassung von Essen-Möller[2)] unter 108 Fällen 20 % von Adhäsionen.

Diese Verwachsungen führen mitunter zu ernsten Störungen, ja sogar zu Darmverschluß; besonders unangenehm werden sie, wenn ein erneuter Kaiserschnitt nötig wird. Nach Freudenberg, Leopold und Zweifel wird durch diese die Operation wesentlich verzögert und erschwert.

Die bekannt gewordenen schweren Folgeerscheinungen des klassischen Kaiserschnittes, speziell bei wiederholter Schwangerschaft, die notwendig zu den schwersten Bedenken gegen diese Methode führen müßten, haben bisher nicht vermocht, eine endgültige Entscheidung darüber herbeizuführen, ob die klassische Sectio vor der zervikalen den Vorzug verdient. Es muß dies um so befremdender erscheinen, als die Publikationen von Scheffzek,[3)], Hartmann[4)], Lichtenstein[5)], Reinhardt[6)], Rubeska[7)] und Mayer[8)] (Posen) über 32 Fälle von wiederholter Geburt nach suprasymphysärer Sectio uns gelehrt haben, daß die Befürchtungen, die man hauptsächlich gegenüber der Haltbarkeit der Narbe bei zervikaler Sectio — da sie in der Dehnungszone des Uterus liegt — hegte, sich als hinfällig erwiesen haben. Es konnte im Gegenteil in allen diesen Fällen festgestellt werden, daß die Narbe in der Cervix fest verheilt war und keinerlei Dehnungserscheinungen aufwies.

1 Haven und Young. Americ. Journ. of Ass. Oktober 1903.

2 Essen-Möller, Nord-med. Archiv 1903. Deutscher Separat-Abdruck.

3 Scheffzek, Deutsche medizinische Wochenschrift 1909, No. 32.

4 Hartmann, Gynäkologische Rundschau 1909, No. 20, Zentralblatt für Gynäkologie 1910, No. 28, Gynäkologische Rundschau 1910, No. 23, Münchener medizinische Wochenschrift 1911, No. 24.

5 Lichtenstein, Zentralblatt für Gynäkologie 1910, No. 26.

6 Reinhardt, Gynäkologische Rundschau 1910, No. 24.

7 Rubeska, Zentralblatt für Gynäkologie 1910, No. 35.

8 Mayer, Münchener medizinische Wochenschrift 1911, No. 24.

1 Haven und Young. Americ. Journ. of Ass. Oktober 1903.

2 Essen-Möller, Nord-med. Archiv 1903. Deutscher Separat-Abdruck.

3 Scheffzek, Deutsche medizinische Wochenschrift 1909, No. 32.

4 Hartmann, Gynäkologische Rundschau 1909, No. 20, Zentralblatt für Gynäkologie 1910, No. 28, Gynäkologische Rundschau 1910, No. 23, Münchener medizinische Wochenschrift 1911, No. 24.

5 Lichtenstein, Zentralblatt für Gynäkologie 1910, No. 26.

6 Reinhardt, Gynäkologische Rundschau 1910, No. 24.

7 Rubeska, Zentralblatt für Gynäkologie 1910, No. 35.

8 Mayer, Münchener medizinische Wochenschrift 1911, No. 24.