Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(48): 1468-1470
DOI: 10.1055/s-0028-1121391
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

„TB. I/698” bei chirurgischer Tuberkulose

Johannes Schlaaff
  • Chirurg. Abteilung des Evang. Krankenhauses Lippstadt (Chefarzt: Dr. med. habil. Johannes Schlaaff)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Das Präparat hat ohne Zweifel eine spezifische Heilwirkung. Die durch perorale Gaben erreichte Konzentration in der Blutbahn genügt noch nicht, um die Erreger im Herd dauernd zu schädigen oder gar abzutöten. Eine hohe Konzentration im Blut muß aber nicht nur erreicht, sondern auch so lange gehalten werden, bis alle Bakterien zu neuem Wachstum unfähig geworden sind

Unsere Erfolge waren gut, wenn es möglich war, das Mittel direkt an den Herd zu bringen und gleichzeitig auf dem Blutwege weitere Hilfstruppen heranzuführen.

Während manche Autoren die Heranführung des Mittels nur peroral über eine längere Zeit — bis zu 12 Monaten! — für besonders wirksam erachten, scheint mir bei der fistelnden chirurgischen Tbc. die kombinierte Stoßtherapie am günstigsten: intramuskuläre Injektionen und örtliche Verabreichung. Bei der geschlossenen Gelenk-Tbc genügt die durch perorale Gaben erzeugte Blutkonzentration noch nicht, um sichtbare Besserungen zu zeigen.

Wir sind auf einem hoffnungsvollen Wege, der Tuberkulose chemotherapeutisch erfolgreich zu begegnen. Wir dürfen die mühe- und opfervollen Arbeiten unserer Chemiker mit berechtigtem Dank anerkennen und sie ermuntern, durch Neuanlagerung oder Umgruppierung der Substituenten die Heilwirkung zu steigern und die Toxizität herabzusetzen.

Die Sicherheit des Erfolges wird meines Erachtens davon abhängig sein, ob es gelingt, eine wässerige und weniger toxische Lösung von TB. I/698 zur intravenösen Injektion herzustellen, damit der Thiazolspiegel im Blut ohne Gefahr für die gesunden Organe erhöht werden kann.

Solange aber die Erfolge nicht völlig eindeutig sind, kann auf die bisherigen Heilmethoden, besonders auf die klimatische Therapie auf keinen Fall verzichtet werden.