Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(45): 1671-1673
DOI: 10.1055/s-0028-1119943
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Gefahren der Frischzellentherapie

H. G. Rietschel
  • Inneren Abteilung des Kreis- und Stadtkrankenhauses Herford (Chefarzt: Prof. Dr. H. G. Rietschel)
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Publication Date:
03 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Zu den Gefahren der Frischzellentherapie rechnen die bakterielle Inokulation, die falsche Organwahl, die Anwendung der Methode bei Erkrankungen, die sich danach verschlechtern, der Belastungszustand und die allergischen Reaktionen.

Nicht alle Gefahrenquellen sind — auch bei genügender Sachkenntnis — vermeidbar, Serologische Voruntersuchungen der Schlachttiere reichen nicht aus; es müssen entsprechende bakteriologische Prüfungen herangezogen werden, damit wären Infektionen wahrscheinlich weitgehend vermeidbar.

Die Gefahr von Virusinfektionen ist für Trocken- und Frischzellen gleich groß, scheint aber nach den bisherigen Erfahrungen keine Rolle zu spielen.

Die falsche Organwahl erfolgt oft infolge verkehrter Auswertung der Abderhaldenschen Reaktion, soweit man beim heutigen Stand der ganzen Frage etwas sagen kann. Gewisse Organe sollen nur mit Vorsicht Verwendung finden (Nebennierenmark, Schilddrüse, Geschlechtsorgane, Bauchspeicheldrüse).

Akute und chronische Infektionskrankheiten, schwere chronische Erkrankungen, bösartige Tumoren, Leukosen usw., Diabetes sollen ausgeschlossen werden.

Der sogenannte Belastungszustand der ersten 14 Tage, besonders um den 11. bis 14. Tag, kann akut den Tod in seltenen Fällen — bei Kreislaufkranken durch Infarkt oder Apoplexie, bei Leber- oder schwer Nierenkranken durch einen Stoffwechselzusammenbruch — bedingen.

Vielleicht sind diese Zwischenfälle auf Antigen-Antikörper-reaktionen zurückzuführen, die für nützliche (Diurese) und schädliche (Belastungszustand) Wirkungen womöglich eine größere Rolle spielen, als bisher vermutet worden war. Dafür sprechen urtikarielle Erscheinungen bei Kranken, Änderungen der Eosinophilenzahl und ein experimentell gesichertes Versuchsgut.