Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(35): 1257-1261
DOI: 10.1055/s-0028-1119837
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Behandlung des Hochdruckes mit Nepresol

Lothar Pütz, Heinz Posthofen
  • Medizinischen und Nervenklinik der Städt. Krankenanstalten Wuppertal-Barmen (Direktor: Prof. Dr. A. Sturm)
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Publication Date:
03 May 2009 (online)

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Zusammenfassung

In 1Ÿjähriger klinischer Anwendung von Nepresol (1,4-Dihydrazinophthalazin) bei 55 in einer durchschnittlich 20tägigen Vorbehandlungszeit therapierefraktären Fällen, die aus einer Zahl von 300 Hypertonikern ausgewählt wurden, konnten in ⅓ der Fälle nachhaltige, eindrucksvolle Therapieerfolge erzielt werden.

Der Blutdruck fiel bis annähernd zu der dem jeweiligen Alter entsprechenden Norm ab. Parallel hiermit ging ein völliges Schwinden der Hochdruckbeschwerden. Hypertonikerbeschwerden, unabhängig von einer Blutdrucksenkung, gingen unter Nepresol-Behandlung in mehr als ⅔ der Fälle zurück. Geringe oder vorübergehende Blutdrucksenkungen ohne Besserung der klinischen Beschwerden, also ein Ansprechen des Bluthochdrukkes auf Nepresol generell, zeigten 85% der Fälle.

Wir glauben, mit dem von uns aufgestellten Behandlungsplan der notwendigen Forderung individueller Nepresol-Dosierung nahezukommen. Nach unserer Erfahrung entscheidet die individuelle richtige Dosierung über Erfolg oder Mißerfolg dieser Behandlung.

Nebenerscheinungen in Gestalt von Schwindel, Nausea, Herzklopfen und allgemeiner Unruhe wurden in etwa ⅕ der Fälle beobachtet. Sie waren durch ausreichende Gaben von Antihistaminica zumeist zu beheben. Nur in wenigen Fällen bestand eine absolute Unverträglichkeit des Mittels.

Ein unterschiedliches Verhalten der verschiedenen Altersgruppen wurde nicht beobachtet, hingegen fiel ein besonders günstiges Ansprechen bei schon lange bestehenden Hypertonien auf.

Es wird auf die bisher durchgeführten pharmakologischen und physiologischen Untersuchungsergebnisse mit Hydrazinophthalazinen am Tiere eingegangen. Dabei wird herausgestellt, daß die Angriffspunkte der Hydrazinophthalazine im humoralen Bereich, in der Hemmung pressorischer Reflexmechanismen und in hypothalamischen Regulationszentren gelegen sind. Untersuchungen am Menschen lassen eine Wirkung der Substanz am peripheren Gefäßsystem erkennen. Der Ablauf des Nepresol-Wirkungsmechanismus in der Behandlung des menschlichen Hochdruckes ist bislang ungeklärt.