Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(23): 732-733
DOI: 10.1055/s-0028-1118493
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Schock und Kollaps in der Geburtshilfe. III.1 Zur Infusionstechnik

Carl Müller - Bern 1 Teil I u. II in Heft 22, S. 689.
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Abgesehen von den Besonderheiten der Ätiologie ist der geburtshilfliche Schock hinsichtlich des Krankheitsgeschehens von dem Schock aus anderer Ursache nicht verschieden. Pathogenese, pathologische Physiologie von Schock und Kollaps werden besprochen und deren pathologische Anatomie kurz gestreift. Das klinische Bild, die Diagnose sowie Differentialdiagnose werden dargestellt. Es wird darauf hingewiesen, daß viele pathologisch-physiologische Elemente des Schocks auch im normalen Geburtsvorgang zu finden sind. Jede Frau befindet sich nach der Geburt im Zustand eines zunächst kompensierten Entlastungsschocks. Jede Gebärende ist als eine potentielle Schockpatientin zu betrachten. Durch Angst und heftigen Wehenschmerz wie durch Infektion wird dem Schock stark Vorschub geleistet, ebenso durch Unterernährung und vor allem durch zu lange Geburtsdauer. Lange Geburtsdauer ist die häufigste Ursache des geburtshilflichen Schock-Todes. Die Gefahr des Entlastungsschocks droht besonders nach Sturzgeburten, Zwillingsgeburten und Hydramnion. Die Form des reinen Schocktodes in der Geburtshilfe stellt die Uterusinversion dar. Eine verhältnismäßig häufige Ursache des Schocks ist die Retentio placentae. Auf die große Bedeutung der Schockprophylaxe wird hingewiesen. Die Behandlung des Kollapses wird dargestellt. Der Flüssigkeitsersatz wird erörtert, und die großen Vorteile hochosmotischer Ersatzflüssigkeiten wie Polyvinylpyrrolidon (Periston, Subtosan) und Amigen werden besprochen. Eine einfache, zuverlässige und deshalb für den geburtshilflichen Außendienst besonders geeignete Infusionstechnik wird beschrieben.