Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(21): 659-661
DOI: 10.1055/s-0028-1118472
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Bemerkungen zur Narco-Analyse

H. R. Teirich (Psychotherapeutische Ambulanz)
  • Nervenklinik der Universität Graz (Vorstand: Prof. Dr. W. Holzer)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

Es ging uns darum, darauf hinzuweisen, daß die N.A. noch eine Fülle von Möglichkeiten in sich birgt, die besonders für den geschulten Psychotherapeuten von Interesse sind. Die N.A. wird gelegentlich mit den Worten abgetan, daß hier die Widerstände allzurasch überwunden würden. Es muß aber bedacht werden, daß es fern aller Theorie in erster Linie darum geht, dem Patienten neue Wege in die Realität zu zeigen. Kann man ernsthaft den Vorwurf erheben, die N.A. forciere den Ablauf der psychotherapeutischen Bestrebungen? Der klinische Psychotherapeut, der in erster Linie ein Praktiker sein muß und von dem die Patienten erwarten, daß sie, wenn schon nicht immer behandelt, so doch zumindest beraten werden, ähnelt dem praktischen Arzt, der auch nicht jeden Kopfschmerz wegen Tumorverdacht an den Neurologen verweist, sondern sich mit dem Symptom auseinandersetzt. Er wird erst einmal mit der „kleinen” Psychotherapie zu helfen versuchen, obzwar er weiß, daß vielleicht eine „große” Analyse mehr leisten würde; aber es hieße Kirchturmpolitik betreiben, wenn man nicht zugeben würde, daß dieser Idealfall nur bei einer verschwindend kleinen Anzahl von Patienten angewendet werden kann. Auch die angeblich so feststehende Tatsache, daß sich Suggestion und Psychotherapie unbedingt ausschließen, muß durchaus nicht als endgültige Formulierung betrachtet werden.

Das Wort C. G. Jungs: „Die psychotherapeutische Einstellung ist viel wichtiger als alle Theorien und Thesen”, mag daher auch bei den verschiedenen Anwendungen der N.A. Gültigkeit haben, die wir für nichts anderes ansehen, als eine Möglichkeit unter vielen anderen im Rahmen der klinischen Kurztherapie.