Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(17): 536-540
DOI: 10.1055/s-0028-1118431
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über Entzügelungshochdruck bei Polyneuritis

Heinrich Lampen
  • Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. F. Volhard)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Es werden 10 Fälle von Polyneuritis verschiedener Genese mitgeteilt, bei denen meist zu Beginn der Erkrankung ein zum Teil erheblicher Anstieg des systolischen und diastolischen Blutdrucks sowie eine damit parallelgehende Tachykardie beobachtet wurden. Wegen der großen klinischen Ähnlichkeit mit dem Bild des experimentellen Entzügelungshochdrucks wird angenommen, daß es sich bei der Blutdrucksteigerung der Polyneuritiden um einen echten Entzügelungshochdruck durch toxische bzw. entzündliche Schädigung der pressorezeptorischen Nerven handelt. Hierfür spricht, daß in fast allen Fällen deutliche Vagus- und Glossopharyngikusparesen nachweisbar waren, mit deren Besserung der Abfall des Blutdrucks parallel ging. Die physikalische Kreislaufanalyse des Hochdrucks bei den Polyneuritiden stimmt mit der des experimentellen Entzügelungshochdrucks überein. Irgendwelche Zeichen, die für eine renale Genese der Blutdrucksteigerung hätten sprechen können, wurden regelmäßig vermißt. Die Dauer der kardiovaskulären Störungen betrug durchschnittlich 2 bis 4 Wochen.

Die Blutdrucksteigerung und Tachykardie bei den Porphyrien kommt wahrscheinlich ebenfalls auf dem Umweg über die begleitende Polyneuritis zustande.