Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(6): 172-174
DOI: 10.1055/s-0028-1118302
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Spareinstellung des Blutumsatzes bei Eiweißmangel

H. Overkamp
  • Medizin. Abteilung der Städt. Krankenanstalten Solingen (Chefarzt: Prof. Dr. H. Wendt)
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

An Hand einer Statistik über Blutbefunde bei 91 Fällen von schwerer Hungerkachexie wird darauf hingewiesen, daß stärkere Anämien, die als Eiweißmangelanämien angesehen werden können, nur selten auftreten.

Eine Gegenüberstellung von Serumeiweiß- und Hämoglobinbefunden zeigt, daß eine Parallelität zwischen quantitativem oder qualitativem Eiweißmangel und der Entstehung von Anämien beim Menschen auch bei hochgradiger Eiweißverarmung nicht besteht.

Die Mehrzahl der bei Unterernährung auftretenden Anämien wird als Ausdruck einer „Spareinstellung” des Blutumsatzes erklärt und in Analogie gebracht zu ebenfalls bei Mangelernährten nachweisbaren regulativen Stoffwechselsenkungen und gleichsinnigen hämodynamischen Befunden.

Die angenommene „Spareinstellung” der Hämatopoese als Teilerscheinung einer zentral gesteuerten „vita minima” wird gleichzeitig als relative regeneratorische Insuffizienz des Knochenmarks angesehen, die bei erhöhten Anforderungen an die Hämatopoese manifest wird.