Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(2): 78-80
DOI: 10.1055/s-0028-1115353
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Cortison-Behandlung beim Asthma bronchiale

O. Kühne, P. Schmidt, E. Kania
  • Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Bad Reichenhall (Chefarzt: Dr. med. O. Kühne)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Wir bestätigen die bisher in der Literatur mit der Behandlung von Cortison beschriebenen Erfolge beim Asthma bronchiale. Auch wir konnten vor allem bei schwersten Dauerspasmen bzw. im Status asthmaticus teilweise eklatante, leider jedoch im allgemeinen nur zeitlich begrenzte Besserungen erzielen. Da es uns jedoch bei diesen Kranken häufig nach einem Versagen sämtlicher übriger therapeutischer Maßnahmen darauf ankam, sie aus akut lebensbedrohlichen Zuständen herauszubringen, sahen wir schon vorübergehende Besserungen als einen Erfolg an.

Es ist demnach anzunehmen, daß die allergische Reaktionslage bestehen bleibt und daß es durch die hormonelle Intervention lediglich zu einer Abschwächung oder Unterdrückung der akuten Manifestationen kommt.

Von einer Kombination der Hormongaben mit einer Fieberbehandlung sahen wir einen überzeugenden Erfolg. Dies betrifft sowohl die Spasmolyse im Status asthmaticus wie auch die Dauer der Beschwerdefreiheit.

Die Dosierung richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Wir gaben bis zu 200 mg täglich bei einer Gesamtdosis bis zu 1,5 g. Nach Literaturangaben (Rossi) werden bis zu 4 g insgesamt für kürzere oder längere Dauer verabfolgt.

Wir schließen uns der Auffassung von Holleran, wonach bei einer Unterfunktion der Nebennierenrinde (Eintreten einer Eosinophilie im Thorn-Test) eine Substitutionstherapie mit Cortison angezeigt erscheint. Bei einer schlecht stimulierten Hypophyse (Eosinopenie im Thorn-Test) wird vom ACTH ein besserer Erfolg zu erwarten sein. Die kombinierte Behandlung mit beiden Medikamenten ist möglich und vor allem bei längerer Cortisonanwendung im Hinblick auf eine drohende Nebennierenrindenatrophie erforderlich.

Zur Herabsetzung der asthmatischen Anfallsbereitschaft während längerer Zeit sind auch wir dazu übergegangen, die durch Cortison erzielten Erfolge durch eine intermittierende unterschwellige orale Dauermedikation aufrechtzuerhalten.

Zur weiteren Festigung der Beschwerdefreiheit im Anschluß an die Hormon- bzw. Fieber-Hormon-Behandlung schlägt Holler einen 2—3 monatigen Aufenthalt in allergenfreier Umwelt (Gebirge über 1500 m) vor. Darüber hinaus erscheint uns dieser Aufenthalt in einem auch seelisch möglichst harmonischen Milieu zur Ausschaltung eines „emotional stress” nach Selye bedeutsam.

Wir können uns vorstellen, und haben auch klinisch die Erfahrung gemacht, daß durch derartige Bedingungen eingefahrene bedingte Reflexe, die wohl letzten Endes die Disposition zur Auslösung asthmatischer Beklemmungszustände darstellen, allmählich aufgehoben werden.