Dtsch Med Wochenschr 1974; 99(45): 2273-2279
DOI: 10.1055/s-0028-1108124
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über konvulsive Reaktionen nach Pertussis-Schutzimpfung

Convulsive reactions after pertussis immunizationW. Ehrengut
  • Impfanstalt Hamburg (Direktor: Privatdozent Dr. W. Ehrengut)
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Publication Date:
08 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Seit 1950 wurden im Hamburger Raum 59 Konvulsionen im Gefolge der Pertussis-Schutzimpfung registriert. Allein 39 der Fälle traten innerhalb 24 Stunden auf, was für einen kausalen Zusammenhang zwischen Impfung und Krämpfen spricht. Zehnmal konnten durch den weiteren Verlauf eindeutig Fieberkrämpfe diagnostiziert werden. Der Beginn der Krämpfe im ersten Lebenshalbjahr bei 27 Probanden ebenso wie Fieberfreiheit während des Krampfanfalles bei 10 Impflingen war weniger mit dieser Diagnose zu vereinbaren. Im gleichen Sinne läßt sich die relativ hohe Zahl an pathologischen EEG-Befunden bei elf Probanden deuten. Die Krampfhäufigkeit nach der Pertussis-Impfung betrug 1 : 2200 Geimpfte, ein Dauerschaden war in Hamburg unter 20 600 Geimpften zu ermitteln. Die Pertussis-Impfstoffkomponente in der Mehrfachvakzine muß aufgrund der Tatsache, daß unter 73 445 gegen Diphtherie-Tetanus Geimpften bei gleicher Erfassung nur ein Krampf beobachtet wurde, als Ursache der Krämpfe angesehen werden. Ätiopathogenetisch ist entweder eine besondere Überempfindlichkeit gegen Bestandteile des Impfstoffes oder gegen Keuchhustenbakterientoxin anzunehmen. Eine genetische Disposition zu dieser Reaktionsweise läßt sich aufgrund des konkordanten Verhaltens eineiiger Zwillinge ableiten. Postvakzinale Konvulsionen traten 2œmal häufiger nach der Pertussis-Impfung in Erscheinung, als dem Erwartungswert, (zufälliges Zusammentreffen von Impfung und Krämpfen) entsprach.

Summary

59 convulsions have been observed since 1950 in Hamburg following pertussis immunization. As many as 39 cases occurred within 24 hours of the immunization which is evidence for a causal relationship between the immunization and the convulsions. In 10 cases definite febrile convulsions could be diagnosed in retrospect. However, in 27 cases the fits started in the first 6 months of life and in 10 cases were afebrile during the convulsive attack. Also there was a relatively high number of pathological EEG results (n = 11), all of which is against the diagnosis of febrile fits. The incidence of convulsions after pertussis immunization was 1 : 2200 persons immunized. There was one case of permanent damage in Hamburg among 20 600 persons immunized. The pertussis component in the multiple vaccine must be considered as the cause of fits because out of 73 445 cases immunized with diphtheria-tetanus vaccine there was only one fit. Postimmunization fits occurred 2œ times more frequently after pertussis immunization than was to be expected (coincidental occurrence of immunization and convulsions).

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