Pneumologie 2008; 62 - A3
DOI: 10.1055/s-0028-1108023

Das humane Bocavirus: Häufigkeit und klinische Relevanz bei Patienten mit akuter Exazerbation einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung

AYM Tan 1, FC Ringshausen 1, G Schultze-Werninghaus 1, G Rohde 1
  • 1Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH – Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Klinik III – Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Bochum

Hintergrund:

Das humane Bocavirus (HBoV) ist ein neuartiges Parvovirus, das erstmalig 2005 in nasopharyngealen Aspiraten von Kindern mit Atemwegsinfektionen in Schweden beschrieben wurde. Verschiedene Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit HBoV und Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion hin. In dieser Studie untersuchten wir die Häufigkeit und die klinische Relevanz einer Infektion mit dem humanen Bocavirus bei Patienten mit akuter Exazerbation einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).

Material und Methoden:

In einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden Nasenlavagen und induzierte Sputumproben von 212 Patienten mit COPD mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) auf die Anwesenheit von HBoV DNA untersucht. Die Patienten wurden im Rahmen einer vorherigen Fall-Kontroll-Studie im Zeitraum zwischen Oktober 1999 und April 2003 rekrutiert. Von den 212 Patienten wiesen 141 (66,5%) eine akute Exazerbation einer COPD (AE-COPD) und in der Kontrollgruppe 71 (33,5%) eine stabile COPD auf.

Positive Ergebnisse der PCR wurden anschließend durch Sequenzierung bestätigt.

Ergebnisse:

HBoV DNA wurde bei drei von 202 Patienten mit COPD (1,5%) nachgewiesen, von denen sowohl die Nasenlavagen als auch die induzierten Sputumproben mittels PCR untersucht wurden. Zehn Patienten wurden in der Datenanalyse nicht ausgewertet, da bei zwei induzierten Sputumproben und acht Nasenlavagen unzureichend Material für eine PCR vorlag. HBoV DNA wurde jeweils in zwei induzierten Sputumproben und einer Nasenlavage gefunden. Die anschließenden Sequenzierungen ergaben eine Sequenzhomologie von >99% mit dem Referenzstamm. Von den drei Patienten wies nur ein Patient eine AE-COPD auf. Die Häufigkeit einer Infektion mit HBoV betrug demnach 0,8% (1/134) bei Patienten mit AE-COPD und 2,9% (2/68) bei Patienten mit stabiler COPD.

Schlussfolgerungen:

HBoV wurde nur in sehr geringer Rate in Proben der oberen und unteren Atemwege sowohl bei Patienten mit AE-COPD als auch bei Patienten mit stabiler COPD festgestellt. Diese Ergebnisse unterstützen die Vermutung, dass die Mehrheit der erwachsenen Personen eine protektive Immunität gegen eine Infektion mit HBoV aufweist.

Es ist daher unwahrscheinlich, dass HBoV ein relevantes Pathogen bei Patienten mit AE-COPD darstellt.