Dtsch Med Wochenschr 1974; 99(17): 864-869
DOI: 10.1055/s-0028-1107855
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Austauschbares Natrium, Gesamtkörperkalium, Plasmavolumen und blutdrucksenkende Wirkung verschiedener Diuretika bei Patienten mit essentieller Hypertonie und niedrigem Plasmarenin

Exchangeable sodium, total-body potassium, plasma volume, and hypotensive effect of various diuretics in patients with essential hypertension and low plasma renin levelA. Distler, H. J. Keim, Th. Philipp, A. Philippi, U. Walter, E. Werner
  • I. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität Mainz (Direktor: Prof. Dr. H. P. Wolff) und Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung mbH, Abteilung Biophysikalische Strahlenforschung, Frankfurt/Main
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

Zusammenfassung

19 Patienten mit essentieller Hypertonie und niedrigem sowie 18 Patienten mit normalem Plasmarenin wurden vergleichend untersucht. Bei allen Patienten betrug der diastolische Blutdruck bei wiederholten Messungen im Durchschnitt über 105 mm Hg. Bei der Patientengruppe mit essentieller Hypertonie und niedrigem Plasmarenin fand sich im Vergleich zur Gruppe mit normalem Renin weder eine Erhöhung des austauschbaren Natriums oder des Plasmavolumens noch eine Erniedrigung des Gesamtkörperkaliumbestands oder des Serumkaliums. Behandlung mit dem Mineralocorticoidantagonisten Spironolacton in hoher Dosierung (400 mg/d) führte bei beiden Patientengruppen zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks, die blutdrucksenkende Wirkung war jedoch bei den Patienten mit niedrigem Plasmarenin stärker ausgeprägt als bei der Patientengruppe mit normalem Renin. Vergleichbare Effekte ließen sich mit der nicht mineralocorticoidantagonistischen Kombination von Amilorid und Hydrochlorothiazid erzielen. Diese Befunde stützen nicht die Hypothese, daß die Hypertonie bei Patienten mit »essentieller« Hypertonie und niedrigem Renin durch eine vermehrte Mineralocorticoidsekretion hervorgerufen wird. Vermutlich handelt es sich bei der essentiellen Hypertonie mit niedrigem Renin nicht um eine nosologische Einheit, sondern um ein Syndrom unterschiedlicher Ätiologie. Das bei vielen Patienten mit hyporeninämischer Hypertonie zu beobachtende gute Ansprechen des Hochdrucks auf Diuretika könnte auf einer genetisch festgelegten besonderen Empfindlichkeit gegen Kochsalz beruhen.

Summary

Comparative studies were made on 19 patients with essential hypertension and low and 18 with normal plasma renin levels. Diastolic blood pressure on repeated measurements averaged over 105 mm Hg in all these patients. In the group with essential hypertension and low plasma renin level there were, compared with those with normal renin level, no increases in exchangeable sodium, no increased plasma volume and no fall in total-body or serum potassium. Treatment with spironolactone at high doses (400 mg/d) significantly reduced the blood pressure in both patient groups but the blood-pressure lowering effect was more marked in patients with low than those with normal plasma renin levels. Similar effects were obtained when amiloride and hydrochlorothiazide were given. These results fail to support the hypothesis that hypertension in patients with »essential« hypertension and low renin is caused by increased mineralocorticoid secretion. It is likely that essential hypertension with low plasmarenin levels is not a nosological entity but a syndrome with various aetiologies. The good blood-pressure lowering effect of diuretics in many patients with hypertension and low plasmarenin levels could be due to a genetically determined special sensitivity towards sodium chloride.